Julia Cimafiejeva (belarussisch Юля Цімафеева), geboren 1982 in der Nähe von Brahin, Belarus, entreißt die Motive von Natur, Identität und Sprache der bäuerlich geprägten, belarussischen literarischen Tradition. In ihrer Lyrik werden diese Motive zum Verhandlungsort für Fragen der soziokulturellen Transformationen im heutigen Belarus, das sich im auszehrenden Spannungsfeld zwischen Osten und Westen, verspäteter Nationsbildung und Herausforderungen der Globalisierung aufreibt. Durch ihre Gedichte ziehen sich, wie Carsten Hueck anmerkt, sowohl „die Zerrissenheit“, „das Gegenteil einer selbstverständlichen Existenz“, als auch „die Überwindung von Widerständen, überraschte und überraschende Selbstbehauptung” hindurch. In ihren paradoxen und komplex verschachtelten Metaphern stecken außerdem Anspielungen auf die Poetik von Walt Whitman, Stephen Crane und Charles Bukowski, die Cimafiejeva hoch schätzt und in den vergangenen Jahren ins Belarussische übertragen hat. Während der Massenproteste gegen Wahlfälschung in Belarus 2020 führte Cimafiejeva ein Tagebuch, das vor Kurzem in Schweden veröffentlicht wurde. Ende 2020 folgten Julia Cimafiejeva und ihr Mann, der Schrifsteller Alhierd Bacharevič, der Einladung der Kulturvermittlung Steiermark und leben seitdem in Graz.
Veröffentlichungen:
Dagar i Belarus („Tage in Belarus”). Norstedts, 2020.
Zirkus. Edition FotoTapeta, 2019.
ROT. Januškievič u.a., 2020.
Kniha pamyłak („Das Buch der Fehler”). Halijafy, 2014.
Cyrk („Zirkus”). Źmicier Kołas, 2014.