Cecilia Dreymüller: Glaubst du, dass es unter den im spanischen Staat lebenden Dichtern und Dichterinnen ein Bewusstsein für sprachliche Vielfalt gibt? Und würdest du sagen, dass die sprachliche Vielfalt Spaniens dein Schreiben beeinflusst?
Teresa Irastortza: Wir Autorinnen, die wir auf Baskisch, ‚Euskera’, oder in anderen co-offiziellen Sprachen schreiben, sind uns selbstverständlich der Sprachenvielfalt unseres kulturellen Umfeldes bewusst. Wenn wir unsere Sprache benutzen, haben wir uns bewusst für sie entschieden. Grundsätzlich glaube ich aber, dass die AutorInnen, die in der offiziellen Sprache des spanischen
Staates schreiben, sich nicht so sehr dessen bewusst sind. Nicht einmal, dass Vielfalt dem literarischen System etwas einbringen könnte.
Grundsätzlich macht das literarische System Spaniens kulturelle Vielfalt weder sichtbar noch setzt es sich für sie ein. Wir haben nicht aufgehört, Teil des Außergewöhnlichen, des Seltenen und Seltsamen zu sein. Mehrsprachigkeit ist förderlich für die Autorschaft. Was die Bewerbung der Literaturen in ‚diesen anderen’ Sprachen angeht, nehme ich dies aber anders wahr.
Cecilia Dreymüller: Im Falle, dass du eine zweisprachige Autorin bist: Was hat sich in den letzten zwanzig Jahren an deiner Schreibpraxis geändert? Im Falle, dass du nicht zweisprachig bist: Hat sich dein Blick auf die anderen Sprachen Spaniens in den letzten zwanzig Jahren geändert? Nimmst Du Bereicherung oder Ausschluss wahr?
Teresa Irastortza: Ich schreibe auf ‚Euskera’. Obgleich einige meiner Werke auch in andere Sprachen übersetzt wurden. Fast immer habe ich die Übersetzungen meiner Texte supervidieren müssen, vornehmlich deswegen, weil ich Dichtung schreibe. Wenn ich schreibe, ist die Sprache entscheidend, ich wahrsten Sinn des Wortes.
Übersetzung – als auktoriales Werkzeug – legt nahe, dass sich sozusagen im Wechselstrom schreiben ließe. Wenn es darum geht, einen Text in einer anderen Sprache einzureichen, achte ich darauf, dass er keine allzu große Bindung an die linguistische Ordnung aufweist, schließlich kann Literatur die Willkür des linguistischen Zeichens überschreiten.
Für die Sichtbarmachung der auf ‚Euskera’ verfassten Literatur waren die Beziehungen zu den katalanischen und galicischen Literaturen und Kulturen sehr wesentlich. Diese haben zu einem gegenseitigen Verständnis beigetragen, mitsamt den im Umfeld von GALEUSCA ausgeführten Projekten, ebenso wie die von den feministischen Bewegungen angeregten Autorinnentreffen, die wichtige Verbindungen geknüpft haben, sowie, im internationalen Zusammenhang, die vom internationale PEN CLUB entwickelte Arbeit (GALEUSCA – Akronym für ‚Galicia’, ‚Euskadi’ und ‚Cataluña’ – steht für eine Reihe von Pakten zwischen Galicien, dem Baskenland und Katalonien, die auch kulturelle Projekte und Zusammenarbeiten betreffen). Desgleichen die unterschiedlichen Kulturinstitute, die sich jeweils für ihre Sache einsetzen – in unserem Fall ist dies das Instituto Etxepare. Außerdem gibt es einige wenige international geförderte Projekte, die über die universitären Lektorate laufen und bisweilen an das Instituto Cervantes angebunden sind. All dies trägt zur Existenz eines Netzes an Beziehungen bei, die dabei helfen, Literatur sichtbarer zu machen – ohne sie aber direkt zu fördern.