Projektleitung: Karla Montasser
Die Poetische Bildung des 22. poesiefestival berlin wird freundlich unterstützt von RITTER SPORT.
spät hinter dem abend fenstert
die ausgangssperre zu einer neuen
angst dem gesichtssinn versehen
mit vogeldunst fällt ein nebel ins
hirn ins gewicht befiedert mit
fremdkörpern die nervenbahnen
bis zum verschluss ins zittern
geflüchtet und spät dehnt sich
die sonne in den abend
bis er bricht
(nach barbara köhler)
die fläche geräumt wo sich die übrigen autos
zum verkehr verknoten. mit wenig luft
bewegung die zeitung aufgeschlagen.
wo krähen auf denkmälern abstände
einhalten die ampeln heimlich auf gelb umgestellt.
die bewegung ausgerichtet am pfeil entlang (analog)
und durch fingerkuppenimpulse als tracing geteilt
(digital). den porösen körper an windeinwirkung auf-
geschlagen. mit seife die viren in und aus
verstreuten schnittwunden gespült.
oberflächen nach infektionsgehässigkeit
bewertet. sie reichen von glatt bis papier.
auf dem weg nach hause nichts angetastet.
stattdessen von allem fotos gemacht.
I.
Wir liegen im Fahrenden
Wir rasen im Gras
Im Wind flattert das Lenkrad während der Fahrt
Richtung Meer knöpfen wir unsere Hemden auf
II.
Ein Hemd und ein Herz
für jede von uns
Und ein Korb voll Pfirsiche
weichnass mit kühlem Flaum
(I got my peaches out in Aldi)
Die schreienden Salzteigklumpen
quälen sich auf dem Wohnzimmerteppich
L’amour toujour
Sie folgen Hebammen mit grünem Schal
die Karaoke tanzen und Bröd backen
dem Regen hinterher
Mit stoischer Miene
ertragen sie Hörbücher im Bus
– Uns ging es schon schlechter!
Geplagt von diesem was-auch-immer
beißen sie auf ohne Appetit
auf Gnocci mit Salbei
Die Arme schmerzend
warten sie auf Tränen
die von fireworks erstickt werden
Doch manchmal
in einem lichten Moment der Vergessung
schrumpft der Kloß im Hals, das Toffifee
zur der Größe einer feststeckenden Ibuprofen
Wenn sie E-Mail Komplimente empfangen
dann träumen sie plötzlich wieder
von Luft, Locken und Liebesküssen
draußen mit Aperol gespritzt
Wenn sie mit Kaschmir am Ohr
von rauen Fingern
in den Halbschlaf gestreichelt werden
fühlen sie wieder
wie es ist, wenn Menschen einem gewogen sind
Und wenn Madame el Sol sich dazu erbarmt
mal wieder zu erscheinen
sodass der Keksgeruch über dem Feld wärmer wird
und der Wind weniger schnell
dann erinnern sie sich, dass auch der Ernst des Lebens
vor allem eins: vergänglich ist
wie vor den bauten die strunke der ginster
ragen, tiefer und widergespenstig in das
fleisch der sitzbarrikaden. es sind knospen
von margareten aus england. wie die schädel
der babys und deine braue die linke ich
streife sie ein mit dem weichesten pinky.
und wasche die wäsche nicht, muss wach
wühlen den sorgen ein bett bereiten in das
ich mich lege. fiel mir das tote gras in die
hand da war es bereits gemäht.
noch immer kleben an der sitzbank die saiten der schenkel die hätten
anders werden können
in allen hautschuppen hallt das echo vom slalom
nach, zerschneidet den stehenden wind
wie er sich dicht vor den kinderlippen in die kurve legte,
der löffel, und summte
rmmmm
rum
warum
einfach ist nix
und beugst dich heute in welchem winkel über die klippe, gegen die himmel
kante schippern die schiffe, pflügen container wasserwände und bugwellen die schlauchen die boote und was überhaupt gut daran sei, dass von anfang an
nix einfach ist
Es hatte wohl geregnet heute Nacht, alles noch nass & das Haar feucht & es nieselte wieder aufs Fahrrad & gleichzeitig war es recht mild & Vögel zwitscherten & es roch leicht nach verbranntem Kaffee, so ein Barista-Geruch & da dachte ich an dich, also eigentlich an Hong Kong, dann an dich & an dieses Café gegenüber vom Hotel, wohin man über eine Brücke läuft, auf einer Hochebene & wie wir uns Joghurts in Plastikbechern zum Frühstück kauften & die Haare sich kräuselten, richtig aufkurbelten, wie wenn man mit einer Schere Geschenkband abschleift, vermutlich wegen der hohen Luftfeuchtigkeit hat mein Spliss sich aufgeteilt; als ob die zwei Enden der kaputten Haarspitzen sich für unterschiedliche Richtungen interessierten
und heute Morgen hat es dann wohl wieder geregnet, aber das bemerkte ich nicht, weil
meine kleinen unnützen, weißen Jalousien, die eigentlich gar nichts verdecken, den Regen mich dann doch nicht haben sehen lassen & gehört habe ich ihn auch nicht, lag vielleicht an der Schlafmaske, manchmal, wenn ein Sinn vermindert wird, funktioniert ein anderer auch nicht mehr, komisch oder jedenfalls hab ich auf der Wetter App gesehen, dass es regnet & zog also meine weiße unnützen Jalousiechen hoch & tatsächlich hat es, als ich das Fenster weit aufriss, ohne etwas auf meinem Schreibtisch umzuschubsen, nach Regen gerochen
nach Frühlings- bis Sommerregen & es war schön mild, also: nicht warm, aber mild, das könnte auch an den Vögeln liegen, so wie mit den Sinnen: Verwirrung Sinnesverwirrung hab ich mich also auf mein ganzes Zeug gestützt, das auf meiner Fensterbank rumliegt & den Kopf rausgehalten, denn Ich mag diese Luft wirklich: Vögel–Regen-mild-Vögel-warm-alter Regen-trockner Regen-Vögel–Luft-Regenluft und da war’s wieder: Hong Kong mit dir, komisch, dabei war ich danach ja auch schon dort & da gab’s dich ja schon gar nicht mehr & trotzdem ist da dieser Übergang vom Hotel zum Café mit geschenktem Joghurt in Plastikbechern & verbranntem Kaffee & Ich möchte nicht immer an dich denken und traurig sein
heute morgen hat es geregnet & wegen der hohen Luftfeuchtigkeit teilt mein Spliss sich jetzt auf; als interessierten die zwei Enden der kaputten Haarspitzen sich für unterschiedliche Richtungen
aber heute kennt mein Spliss dich gar nicht mehr, ihr habt nie parallel existiert.
Wenn die Sonne gut steht, ist es leicht
es hier schön zu finden.
Montags gab es Kohl. Wirsing am Liebsten.
Grünkohl, wenn die Zeit da ist, die richtige Saison,
noch mehr Nicken.
„Wenn ich fettich bin, wenn ich aufgeräumt habe,
dann feiern wir. Ein Gartenfest. Ein richtiges Fest,
und wir laden alle ein. Ne, Schätzeken.“
Dass fettich sein nie kam, das Fest nie folgte,
Schätzeken kein Schatz mehr war.
Ein weiteres Stück Metall landet im Hof.
Rost an allen Seiten.
Rost könnte auch an uns hochkriechen.
Erst an den Zehen, zuletzt am Schopf.
Bis alles rot ist. Rot-braun.
Früher hatte ich immer Heimweh. Heute ist es zu gefährlich.
Trotzdem steht die Sonne so, dass ich den Schatten sehen kann.
Ich habe mal versucht ihn auszutricksen.
Hat nicht geklappt.
ich bin reue
bin versäumnis
mein garten sind gräber
mein heim sind gedanken
im hochpaterre
raucht mein vater ketten
im dachgeschoss
liebt meine mutter brüllend
irgendwo
seufze ich plastik & gold
irgendwo ruft irgendjemand
und wenn ich mich frage: wer bin ich?
mein herz pumpt salz
in meinen venen läuft
sojamilch
am wegesrand der staubigsten straße liege ich
und gebäre dir zwiebeln und wildblutende rosen
in deinen armen liege ich warm eingehüllt in deinen
duft von bernstein und lippen
all meine schreie gehen nach innen
meine tränenden augen zugepresst schweige ich und küsse dich
du hältst meine hand nicht, du siehst nicht einmal zu
am ende des tages ist mein körper grün und rot geschlagen
staunend und müde lächelnd beobachte ich
wie sich das blut in strömen zwischen meinen beinen sammelt
auf den schimmel meiner arme blickend beobachte
ich das pulsierendes herz hinter meinen gebleichten rippen
I
schon wieder erdrutsch
am bahndamm
meiner einsamkeiten
zwischen blauen birkenbögen
und den wiesenlinien liegt
dort eine umwurzelte trasse
hier unkraut des alten stahls
erhält einfahrt
nichts
nur sauerampfer hält sich auf
den weichen ausweichen
II
schon wieder erdrutsch
an den altbautreppen
schmuckloses aufwachen
im laken der anderen
trinken immer nur vino
als du müde bleibst
im fenchelrisotto rührst
bröckelnde gestik
wider aller umstände
halt am geländer
finden die gedanken der weinglasreste
ertrinken in der erosion der hänge
III
schon wieder erdrutsch
schnell hol das klappgestell raus
wir wollen vage nuancen erdenken
den traum generational festigen
sofern
noch möglich
löwenzahnkindheit
barackensehnsucht
idyllenarchitektur
sabotage der vergangenheit
so fern
noch möglich
dieser eine kastanienbaum
am ende der straßen
jetzt sitzt es sich bequemer als
in den wohnzimmern der äste
IV
schon wieder erdrutsch
lose zusammenhänge
seidene fäden reißen und
vielversprechende triebe bleiben
empfindliche pflänzchen
oder das rückgrat
wird endlich winterhart
unsere wurzeln schieben sich
schlagen aus ins traumblaue
halten den bahndamm
und die hänge zurück
Deine Skepsis blättert von der Augenbraue,
als ich das Obst neben das Gemüse bette,
so als sei
teichsteintanz mit wolken aus moos
garagendachklettern mit efeuschlangen
streuobstwiese mit kniekehliger freiheit
goldkugeln im lehm mit schubkarrenritten
apfelsafttrübe mit ausgeleierten großvaterärmeln
blaue blütenbetten mit schwarzweißen schwanzspitzen
Wirsing mit Birnen
nicht zusammengehörig.
ich falle mit dem rechten fuß in eine nacktschnecke hinein
wie ein steinschlag. was geschieht, bleibt an meiner hornhaut haften.
das ist jetzt untergrund, es wird sich nicht lösen.
ich gebe mir nicht vor, trauernd zu sein.
wie meistens hätte das gleiche auch anders kommen können,
man denke an salz, heckenscheren usw.
einst waren alle landmassen der welt beisammen,
im rückblick gab man dem gebilde einen namen: pangäa.
was heute mein boden ist, war vor
250 millionen jahren flaches meer, dünenland-
schaft. das reisebüro links an der kreuzung wirbt damit nicht,
gut so, der vorgarten verblüht, das äußere sackt still richtung erde.
eine wespe irrt am brunnen herum
und ich springe schneckenreste in das alte trampolin.
lange hat man geglaubt,
die male seien geradlinig zurückzuführen.
schuld nannte man mutter, immer mutter. obacht.
ich inspiziere meinen körper und finde selbst spuren:
über meinen oberschenkel ist ein kopfloser hase gerannt.
auf der höhe meiner schulter biss mutter einen halben apfel
in dem moment, als die angst zu verbluten sie schwemmte.
was auf meinem bauch passierte, bleibt unklar und mutter trotzt
darüber schweigend. ich bin ein chaos, also war sie es auch.
es geht um die versehen, die sich abzeichnen.
man malte sich das aus wie blitze. ein tosender einschlag,
mutter hat sich oft versehen in stürmischer / schwangerer nacht.
wenn ich die male verbinde, entsteht nichts,
nur wirre netze, ungerichtet.
I
die lust am youtube tutorial
how to: dust of disorder
tutoyer mit nachhall
klar, wir duzen uns im all
les ailes
les halles
ist es empowerment
emporwirbelnd
wir alle
staub
wir alle
säen
sehen
sägen
strahlen
wir alle wellen
nuklear, wir stars
cy
psy
co
workers
chic
III
am tisch der neutralen OH-radikalen:
bekommen den zwischengang im orbit serviert
um das sättigungsgefühl zu verringern
[man könnte sagen bei 7 mägen, nicht unbedingt eine notwendigkeit]
ich: habe gossypium spp. aus den samenhaaren der baumwollpflanze gehört
verdichtung in mir, meiner sehnenscheide
mein koisches gewebe
diagnose durch lokalisation oder form
wegen überbeanspruchung, chronischer reizzustand
die welle, die gang, das ganglion
meine nachbarin, der pistazienspinner,
– auf der tischkarte steht: aus der familie der glucken –
sagt: schüttel die fasern aus dem handgelenk
das faseln?
nuschelt so
fuseldurst?
we fuss?
the dust?
IV
auch nachts
– in abwesenheit von sonneneinstrahlung –
entstehen hydroxyl-radikale
übernehmen die care-arbeit der atmosphäre
wischen staub oder stäube, sortenvielfalt vorhanden
[staubvielfalt: 1 / agrobiodiversität: 0 |
vor allem verschiedene lungengängige
bezeichnen deshalb auch die pneumologie als dirty work]
irgendwo muss sie ja anfangen
die entstaubung des hexenmehls
von gestern
methoden wären die nassabscheidung oder filtration
auch eine ausstellung im museum of dust
überm eingang steht asche zu asche, staub zu staub
am ende bleibt der geisterfleck
& eine mögliche künstlerische ver
wendung
ich erschrecke, ein fischchen flitzt fliesenfugen entlang, silbrig flimmernd, dann: ritzenfund. lichtflucht, denn: es führt ein nachtleben, schattenleben, nebenherleben, eben: statistenleben. stromlinienförmig, das sieht ihm ähnlich – jahrmillionenaltes wesen, einst an land gekrochen, nun: in meiner wohnung, fünfzigjährig. die mitbewohnerin, achtundzwanzig. tanzt nachts den bademattentanz, paart sich und zählt die nächsten millionen jahre. ich mahne mich in akzeptanz, knipse das licht aus und geh ins bett.
in den tiefen des archivs tanzt eine sechsfüßerin zum takt, verdichtet nichts ist das ewig sey,
dreht ihren spindelförmigen körper im kreis. lebt synanthrop = im menschlichen siedlungsbereich,
hier aber menschenlos inmitten von dokumenten des mit- vnd gegeneinanders: zeugnisse
der anthropologischen überlebensweise, auch quelle der weisheit. es schlingt, zehrt am bibliobuffet,
wird ganz high. trägt schicht um schicht ab. spindelt sprache auf, rückwärtsbewegung
im zeichengeflecht, kein vers kein mär nor sign. überhaupt, sind fischchen nicht maritim? dieses
hier ist trockenaffin, völlig legitim. es flitzt flink zwischen barocken zeilen, ohne sprachklappen
mit vorliebe für vanitas. aber mensch denkt: schab vnd lochfraß, echter befall statt beifall.
zückt’s insektenzänglein, meldet den schaden vnd das tierchen? baumelt am seydnen faden. wie
man die rede auch wendet. heute schläft es with the fish, snip snap & gute nacht.
Tränen die auf Papier tropfen werden zu Fließgewässern
als diamantklare Bäche schlängeln sie sich durch neongrüne Weiden
reißen als Turbowasserfälle loses Geröll in den Abgrund
oder versiegen in austrocknenden Salzseelachen
Wenn du weinst während du schreibst und die Sonne scheint
bricht das Licht an den Papiertränen
zu kaleidoskopischen Klängen oder prismatischen Meeresspiegelungen
auch Scheinwerfer beleben Quellen
Auf den Felsen am Flusslauf wachsen Papierblumen
jede von ihnen hat dir eine Geschichte zu erzählen
lass die Füße im Wasser baumeln und spüre
was flüstern dir schweigende Fischlein zu?
Origamikraniche nisten in angeschwemmten Plastikflaschen
an ihren Flügeln hängen Schaukeln für Perspektivenwechsel
in Zeiten ohne Licht hören Fledermäuse deinen Wimpernschlag
breiten ihre Flughäute zur Ummantelung der Wandernden
Schenk dir ein Wortpapierboot und lass dich treiben
auf einer Reise durch liquiden Schmerz wirst du entdecken
wo Wort und Form durch Finger in Ohrmuscheln rinnen
sich zersetzen versickern ergründen empfinden
zerreiße entlang
der gezogenen linien
die landkarte
in kleine fetzen
klebe dann
die papiere
aneinander
wie konfetti
bedeutungskonstruktion
verdorbener seelen
mit blutigen händen
bespuckten gräbern
zerreißen gleich dekonstruieren
wer vergisst
verleugnet
verantwortung
widerstand kennt
keine grenzen
im land im geist im tun
im erinnern
Fleischlicher Träger der Handlung in erster Abteilung:
sie ist eine Landjäger, dero Al‘mannen;
paarweise zusammen, in NaFaDarm eckig gepresste,
geräuchert, getrocknete salzige Rohwurstvermeidung:
so fünfzehn zeh-em lang und siebzehn em-em Kantenlänge
das Stückgewicht betrüge vier-acht enge (in Frischhaltefolie
und damit nur za zwei) Gramm unter dem Idealgewicht
bei Nachtschicht plagt sie oft die Gicht
Je nach regionaler Rezeptur sind folgende Bestände
teils enthalten: Rindfleisch uh-oh Rotwein
Speck, Schwarte, Schwein
Pökelsalz-Rückblende
Gewürze zett-be Kümmel, Knoblauch, Koriander
Trauben mit und ohne Zucker alles in Butter
Das vorgesalzene Magerfleisch gewolft im Kutter
und mit Speck und den Gewürzen durcheinander
Die Würste werden aneinander eng durchaus bei Nacktheit
gesetzt in Kastengitter, plattenweise abgewetzt
gewichtig belastet so kommen sie in die Gänge
Dadurch erhalten die Jäger die typische kantige Form
So bleiben sie drei-vier Tage zum Röten durchfastet bevor
sie aufgeknüpft und weitere drei-vier Tage trocknen
Das abschließend tägliche Hängen im klimatisierten
Rauch bringt auch die typische Abgeschmacktheit
Als Rucksackwurst wird sie mitunter ohne Brot handlich verrenkt
Dazu passt: sauer eingelegte Essiggurke als Getränk ein kühles Bier
Sie war seit jeher ein sehr haltbarer Proviant für Feld und Weinberg
Anerkannt und deshalb regional speziell betraut
mit Ordnungswidrigkeitsaufgaben ländlicher Natur und heute noch
beleibt für Wanderung und Ausflug und für Zwischendurch,
so dass der Schlauch seit langem bundesweit bekannt
nun auch außerhalb der Schwabenlande provoziert
& platt: wie das dort aussah (B.K.)
matschig alle südlandfrüchte
dill mit wochenlanger chillgeschichte
trauben übervoll mit eintagsfliegen
kürbis, lauch, lass alles liegen
und unter einem angefaulten mangoldlaken
nichts als gammelige pastinaken
der brokkoli schon grau vom alter
ein fall, der kohl, für’n insolvenzverwalter
das einzige was mir in jeder lebenslage schmeckt
der rosenkohl hat sich diesmal zu gut versteckt
getrost nach hause tragen werd‘ ich nun
basilikum im topf, um ihn am stück ins pesto reinzutun
Middochs essi immä a wengla a Brod.seid
Alsane auf meim Bageddla drauf
Und an gscheidn Aufschdrich
Am líbst’n mibm Gurry Babaja Mango
An Doofu däffst ned fägessn
heitzerdooch brachsd’n fünn Gschmoog
Und oomdrauf a Domoodn
Wenns’d mogst kunnst a’an Kas
D’zu ess’n odä a Gurrgn.
I sogs dä des is besser no
Alls Dai Leberkaasbrödla, glabsdes.
I
ich, Murmel, im Bauch eines Schiffes, noch un
geboren. mein Körper übersetzt Impulse in
Regungen (rollt). Furchen denken voraus, wohin
ich mich treibe. wir befinden uns auf einem
Dielenboden. die natürliche Erweiterung dieser
Ebene ist das Meer.
II
eine Kartierung innerer Gegebenheiten: was eine
dunkle, was eine raue Stelle sei. an welchen
Härten man sich ausrichtet / stößt. wir sehen uns
von einer Rückwand umgeben. das Meer, als Grenze,
ist Prüffläche meiner etwaigen Ziele.
III
von hier aus die Lage des Bugs und des Hecks zu
bestimmen, dient dem Erraten von Richtung. wir
vermuten am äußeren Rand dieses Rätsels ein
Leck. eine Möglichkeit zur Änderung des
Betrachtungswinkels: „wohin ich fallen würd’,
wenn ich groß genug wär’.“
IV
eine Kartierung äußerlicher Gegebenheiten:
sorgfältiges Abtrennen der Ortung vom Ort. wir
befinden uns in einer Meerenge. sie gleicht der
Enge vorm Finden des Worts. das Schiff als die
Grenze des Meeres – so erproben Gezeiten ihr
Recht.
V
Murmel, ich, im Bauch eines Schiffes, un
geboren, im Traum. hinterlasse ich Rillen im Holz,
schreibe Spuren rasch um zum Gebet, das das
Geräusch einer Brandung dann fortschwemmt wie
ein Winter den Herbst. wache auf.
[1] Zu dem Text „vielleicht eine Korrelation im November,“ von Julia Dorsch, in: Jahrbuch der Lyrik 2020, hrsg. v. Christoph Buchwald und Dagmara Kraus, Frankfurt am Main 2020, S. 211.
ungefähr eine Ordnung, ungefähr eine 8. misstraue ihr nicht. der Ort, an dem sich Spuren zu Kreisen verziehen, ist dünn. wie viele Jahre braucht ein Körper, bis er aussieht, als habe er so viele Jahre gelebt? schlage ich Gruben in Wände, vermute dort Schutz. warte Innen, zu lernen, was zum Namen nicht zählt / was als Bleibe nicht reicht. da war von verschobenen Winkeln die Rede / einer geraden Gestalt, die so gerade nicht ist. einem Krug, der an seiner Leere fast bricht. einem Boden wie Sprache, die nicht merkt, was sich darunter verschiebt. wie verhält sich die Länge des Morgens zur Neigung des Feldes / dem Verschleißgrad der Schar eines Pflugs? messe ich nach, führe Eichungen durch. was ich taste, reicht bloß ein paar Stunden voraus. halte ich Abstand zu Stimmen / den Stellen, wo ich sie bewahr. reden sie mir, rede ich ihnen gut zu:
üben Sie sich im Betrachten Ihrer Umgebung als Landschaft. justieren Sie im Fall verschwommener Ränder nicht nach. trennen Sie Schichtungen vom Vorgang der Schichtung, Erde von dem, was Erde umgrenzt. verkehren Sie Ihr Rückgrat zu Füßen, Ihre Wut zum Gehöft. treten Sie Ihren unheimlichsten Hoffnungen unter die Augen. seien Sie Ihrerseits listig. mal ganz unter uns: was Sie Haut nennen, war gestern noch Leibchen, jetzt Schnee.
Frierende Füße frierende Farben frierende Faszien frierende Faszination
Kaut sie auch Kaugummi um weiter in der Kälte zu kauern
Kauert er um die Kühle in den Knochen zu spüren wie die absolute Kälte
Nicht zu rennen wie Tränen rennen als wären Tränendrüsen Gefängnisse deines
inneren Ausdrucks
Auch gut,
dann sind wir nicht allein.
Du sagst später du wolltest mich nicht ansehen
Danke dir dafür, hatte es da schon gewusst
Scham ersparen wo Scham den anderen gehört
Schreien wo andere Stille feiern.
Das Blatt sieht deine Augen, die deinen Augen, die
auch laufen, über und für immer
Das Blatt sah anderes Papier, auf dem
Ich sah nur deine Augen, danach
als du sie mir zeigtest.
Zeit brauchtest.
Ich möchte dass du Tod wieder so für mich bist
wie in diesen krimiserien
wenn
jeder mord jede episode für punchlines und verknallte ermittler sorgt die
tänzeln umeinander herum und die bilder flackern verschwimmen verblassen vor
meiner netzhaut aber
Du hast manchmal mit mir getanzt.
Popcorn hast du gehasst und jetzt kann ich das bemitleidenswerte nach
aufmerksamkeit gierende tosende ohrenbetäubende hüpfen von erhitztem mais auch
nicht mehr
ab.
hast den topf zur seite gerückt ich sagte du wärst verrückt Filme ohne popcorn
gingen doch nicht aber jetzt macht meine hand dir
nach.
Immer wird dein du an das ich denken kann mich hierhinschieben dahinschieben sonstwohin-
schieben und das ist
autonomieverlust oder trost oder die realisierung dass
autokorrektur Poesiefeindlich ist
hast du mal gesagt oder hättest du mal sagen können oder wolltest du sagen als du
mich ansahst und in meine richtung flog ein stift
du meintest es stand mir ins gesicht
geschrieben.
jenseits
this life has far more consequences than
hell
to feel is revolutionary a trance under a
spell
to yearn only for a love truly radical
to find it in every soul
from “sinner” to “saint”
let the boundaries fade
come dance with the heavenly
on the neon lit stage
at the cathedral of desires
on the dancefloors of fate
to commemorate a space with a bench
is to recognise the need to cherish moments
in the fabric of our temporal existence
a pause from the commotion of movement
the illusion of time sits still for an instance
i pray you try something
walk with the minds eye of a bench-placer
in forests or cities by rivers or seas
urban parks rural farms distant lakes
fields of blossom hilltops valleys
move with intention observe creation
listen to the soul, it seeks
a shell to rest in, with a view to gaze upon
air to breathe in and serenity to find
… maybe
(…)
time exists not without motion
pause exhale commotion
incognito ergo sum said brodsky
this ashy dust on my desk is so wise
unmoving, beyond time
at peace, and realised
fully of its essence
i think i move therefore i am
i think i do therefore i am
i think i think therefore i am
but if I just was, then wouldn’t I just be?
unmoving, beyond Time
at peace, and realised,
unknowingly …
in touch with my essence…
floating in the link
between source and destination
Wie es wohl war, das Leben im Wasser,
Als wir eins waren,
Als du mir Nahrung gabst.
Gemeinsame Nächte und Tage,
Ich hörte alles, was dich erreichte.
Niemals war ich so nicht-allein wie damals.
Ich träume davon, dich zu sehen,
Dich anzuschauen,
Wie du erwachst, wie du schlafen gehst.
Wenn du hinaus
Auf die leeren, öden Straßen Richtung U-Bahn läufst,
Lächeln dir Unbekannte entgegen,
Weil du die Schönste bist.
Ah, könnte ich deine Gedanken lesen,
Als du mich spürtest, mein Dasein,
Meine Bewegungen im Wasser, in der nährenden Hülle …
Diese ferne Wirklichkeit durchlebten wir zusammen,
Das habe ich mir gemerkt, jede meiner Zellen weiß das.
Ich nahm jedes Lächeln mit dir entgegen
Und jede Träne floss uns gemeinsam aus den Augen.
Wie weit bist du weg.
Und doch mir so nah.
Und wie seltsam das Gefühl, von dir geboren zu sein,
Von einer Schönheit wie dir,
Und wie sonderbar zu wissen:
Ich bin dir nicht ähnlich.
(2018)
Aus dem Georgischen übersetzt von Nana Ekvtimishvili
Neulich, als ich das Grab meines Großvaters besuchte,
Dachte ich zurück, sehnte ich mich nach ihm.
Ich stellte ihn mir vor, seinen Körper, er tat mir leid.
Heimlich strich ich über das Gitter seines Grabes.
Dann sah ich sein Bild an,
Und es war das erste Mal, dass ich sein Gesicht auf dem Grabstein
Nicht mehr befremdlich fand.
Es passte plötzlich,
Als wäre sein Gesicht längst einig mit dem Stein.
In seine Strenge mischte sich etwas Wärme und er warf uns nichts mehr vor.
Und ich habe begriffen,
Er war schon für immer mit anderen Namen und Nachnamen vereint.
Er war schon mit anderen Geburts- und Todestagen vereint.
Er war schon mit anderen Gesichtern vereint.
Aber nicht alle waren so verständnisvoll.
Manche zitterten noch, mit bangen Blicken,
Als lägen sie mit ihren Bildern auf den Grabsteinen daneben,
Als hätte jemand einen bitteren Fehler begangen,
Als wären sie immer noch darauf aus, diesen Irrtum zu klären.
Ihre Gräber waren besonders gepflegt,
Mit frischer Erde bedeckt – zum Erschüttern.
Es gab auch andere, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.
Mit diesem Lächeln überbrachten sie mir die Botschaft:
So müsste es sein.
Ihre Gräber waren mit Gestrüpp und Unkraut bewachsen.
Und es war da noch eine, Tamuna.
Eingepackt in einen warmen Mantel,
Einer Mütze mit Ohrenklappen, in warmen Schuhen.
Gewappnet für den kältesten und eisigsten Wintertag,
Mit verstörtem Blick, verzweifelt.
Keine Antwort auf ihre vielen Fragen.
Kein Einverständnis mit dieser neuen, seltsamen Heimstatt.
Tamuna,
Verstorben vor 38 Jahren,
Drei Jahre alt.
(2020)
Aus dem Georgischen übersetzt von Nana Ekvtimishvili
da sind zweimeterzweiundvierzig von einer wand zur anderen von meiner hand zur anderen und dazwischen nur kopf dazwischen nur ein großer becher mit gedanken gefüllt du sagst: ich wünschte er wär aus glas. sich in geschlossenen räumen zu offenbaren scheint töricht doch du hast ohnehin viel zu gut lesen gelernt. ich forme worte aus früher milch und meinem staub du staunst wie ich meinen zusammenbruch einleite wie zweimeterzweiundvierzig krachen können wenn sie mit mir fallen das ist kunst, mein schatz. reißen die wände dann tauch ich ihre trümmer ins taufbecken und nenn sie fortan kirche und du mein prediger der profanität sollst sie beisammen halten die liebenden und die toten oh sprich doch nur ein wort. am meisten liebe ich dich wenn ich sehe wie unsere sätze im schutt kopulieren so uralt postreproduktiv und warm. füllst du fugenkleber in die leisten und dehnungsstreifen versuchst du ein muster zu deuten aus muttermalen zwingst mich zurück unwissend dass ich ein kind ohne anfang war und mein bewusstsein eines tages in einen beuligen kindskopf gefallen. bauvorhaben luftschloss und du sagst: es gibt einen weg und ich packe meine wände in einen koffer und versuche zu vertrauen vor allem dir.
das ist alles nur dreck schwarz und klebrig und angetrocknet an den rändern doch zur mitte hin feucht und frisch. fast ein puls zwischen den kühlen lagen man könnte von existenz ausgehen eine erinnerungsfähigkeit anmaßend. sammel den dreck in deinen backentaschen kau ihn kräftig durch bis er nicht mehr schmerzt spuck dir ein mahnmal und tauf es befreiung. da ist nicht viel für dass es sich lohnt vielleicht für haut, vielleicht für fett doch schwer ist es durch gedankengänge zu laufen wenn man kniehoch durch scheiße watet. nur die nachbarzellen der seele flüstern noch euphemistische versprechen morgen wird ein anderer tag einen schritt ins feuchte fundament gestampft versuch eines manifests. obacht je höher man die worte wählt desto eher könnte sich einer daran aufhängen.
nachts höre ich die zugschienen schweigen. der wind schaukelt leere kinder an und stößt sie manchmal sogar frech in den sand (er denkt sich seine freunde aus). in träumen fallen die kristalle vom himmel herunter und sterne sind nicht länger gasriesen sondern werden endlich von kindern gestaltet. obwohl die kälte in die nackenkurve beißt hat es seine erotik verloren sie ist eine alte frau mit stumpfen zähnen und harschen worten. schlaf kindlein schlaf erinnerungszimmer punktiert von fanposterstecknadeln und in alkohol konserviert oder spricht da die melancholie? zähneknirschen nägelbeissen ich bin versuchter mir zu schaden wenn keiner hinschaut. morgen vielleicht kirchenglocken katharsis jedes tages abend führt durch ein kleines loch im schädel hinter dem die ruhe sich ihre räumlichkeiten eingerichtet hat.
(I)
ich klettere über tiefkühltruhen in konzentrischen kreisen
ich übergieße mich mit multivitaminsaft und zünde mich an
ich schlage deine altbauwohnung mit einem plastikstuhl kaputt
(II)
über meiner wohnung kreisen militärhubschrauber
es ist 22:04
ich tätowiere dir einen wal auf deinen oberschenkel
(III)
ich möchte einen hamster essen
ich presse meine wimpern gegen das zugfenster
ich verspüre 2-3 emotionale regungen beim betrachten meines mac books
ich kann nicht aufhören an sylvia plath zu denken
wie sie die küche mit handtüchern abdichtet den gasherd aufdreht und
ihren kopf in den backofen legt
ich lese gedichte von sylvia plath
ich träume von perfekten menschen replika wie sie mit der feinen senorik
ihrer unterarmhärchen durch eine simulation gleiten
ich füttere wilde delfine mit antimaterie
ich möchte die haut eines delfins haben
glückliche delfine berühren mein gesicht
manchmal fühle ich mich einsam
manchmal liege ich alleine in meiner wohnung und träume von endlosen
erdbeerfeldern und gigantischen bergen
meine mutter verbrennt bitcoins im garten
ich hoffe interplanetares reisen wird erfunden bevor ich sterbe
wenn das alles vorbei ist gehen wir schwimmen
Wir blättern ab.
Auf den Straßen stapeln sie Hülle über Hülle: Die Schatten.
Im Badezimmer gläserne Luft. Sie schreinert sich
Eine Trennwand.
Sie taut Perlen und der Außenwelt Mosaiken. Dein Ebenbild auf der
anderen Seite,
wird herantreten und spähen in diese abblätternde Welt;
wird für funktional erachten.
Tret ein. Tret ein in den Vorgarten, den die Pilze säumen
auf Seitenwegen.
Sie sparen weder Musik aus, noch Verzerrung
(stoßen hinaus:)
– nicht Nadelwald, nicht Hotel und auch nicht Flughund
oder Tannenfrucht
(sparen sie aus)
Es werden Schatten allesamt abfallen
und ihre Hüllen den Gnomen zufallen umliegender Brachfluren
und Kataster.
Seht nicht hin, wir fühlen uns – wo Licht ist –
kleben Götzen nicht an unsren Fersen
– wir fühlen uns gut.
Überall lautmalende Statik einer Zeit: gut und vergangen
Die Arbeiterschaft hier blättert ab
aus fasernden Kaftanen finden sie Zusammensetzung,
der Warenlager Hüllen, der Nahten Schweiß und Abend.
Tuniken der Zwiesaat und Togen.
Sonnen werden untergehen und rollen wie ein Rad zum Morgen.
Hundertschaften zu Fischgräten, zu Knorpeln,
Tausendschaften:
Ja darauf, darüber, hinzu.
Sicheln und ernten, fräsen unsere Doppelgänger.
Selbst gemartert müden Augs und nur noch fahlbeseelt.
Aber wir werden Flughunden zusehen und Tannzapfen,
Pinienkernen auf unsre Teller fallen. Eine Sonne wird uns
aufgehen zwischen Synapse und Spalt
HOTEL ÄTHERIA
(und es gibt Helwa)
Ja dazwischen, fürderhin, ohne Rast.
Nein, sehen werden, nicht.
Arbeiterschaft: Getriebe des Getriebes,
Maschinenaorta,
Anämisch.
Sehen nichts, Flughunde nur.
Trennwand.
Fluchtwege setzen Pilzspore an.
Wie Flammenwerfer den Sauerstoff.
Kammerjäger unsres Verstands:
Es fehlt uns an nichts.
Zu Protokoll:
Als er vom Planeten Einfalt fiel, eines Dorfs,
Ob aus Kamkatchka, Baden oder Mesopotamien,
tut zur Sache nichts,
auf die Erden und sich wiederfand, eines Tages,
Im städtischen Laufen:
Sah er den Trichter, auf des nassen Rücken
Abdruck, ein trockner Fleck. Ohne Umwege
ins Beseelte führend:
Wie Jeder trug er jetzt den Trichter auch.
Und wie der erste Mondtourist ausgeschrieben wurde,
fiel ihm das Los zu, Alleinkapsel. Auf Mondgestein,
Fußabdruck und der Schwerelosigkeiten
Übung in Meeren vormals, aber Endspiel nun.
Vergaßen die Städtischen ihn oder kehrten
Ihre Rücken den Fahrten zum toten Gestein.
Auf ein neues fiel er ab und zwar in Tiefen.
Auf die Erde, ihre nassen Gräben, als ein Tiefseetaucher.
Ein Fisch mit Säbeln; dünn wie Zahnstocher
an Zähnen statt.
Fischaug’ ward farblos fahl. Verunzierter Geist
der Flossen. Und als Gutmachung dafür eine Laterne,
aus Licht. Sog der Trichter auch; auf ein Neues:
Der rauchenden Schloten voll Gier und schmolz.
In Raucher, schwarze.
In die Höhlen des Permafrost, als Mammutgebein.
Alte Pesten tragend im Pelz der geduldigen Winter.
Den Menschen zu bringen, die ihn verlieβen; da oben.
Und vergaβen. Dann sie kamen mit Huldigung und Säbeln.
Säbelten hochhaltend, darauf er herabfiel auf sie: Von
zotteligen Eishaaren.
Aber als wir ihn besuchten, im Abteil. Mit der Bedienung
Der Welten in seiner Hand. Wussten er und wir nicht, auf
welchem Planeten er ward und auf welchem Mond. Oder
wie er ward, ob er überhaupt ward, der Außerirdische.
wind wehen blätterbiegen bäumen
wehen leben atmen dampf
blatt fallkerbe kurvumweht
türoffen hunger backofen lehm arg
gaumenlau tee tuchent vorhang
haardunkel haargummi locken
eingelockt verwenden dreiein rund
weich liegen bademantelleinen grau
türrahmen hellgold tuchlack höhlenbild
bodenholz rollen kleidung kalenderbub
blau hier dortblau
kopfhaar haupt magma
hutloch ohrwach hirte
mond und lack muttertag
kanalwelle nachtigall
libellfarben marill lerche
mirabellen abteilgrün abteinacht
bärenfell grünkrug marmorball
flut braunflucht regalklug
kaffeeheilig warten beachtung
niedergelegen liegend händlich
wort pfand blond magier
laternengang danke raum
joghurtlöffel innenkugel moment
ladenton bein temperatur
blume blüte null orange
libido freundlich krautplakat
wein klee nähfaden kamera
leit und rot klinge
artikellänge gummipflanze bleiblau
erfahrung traumband augen paar ruhe
hineinhören anfang vermögen oder geruch
kulturgegenwart ocker dünngrün bahnhofmoment
göttinnenentfremdung ding talquell munition
verwandeln tätig ich möglichkeit
an mir herab
fern brautkörper faune fahl flügge
donnerfjord bald ein in hinherde
urgebirge machtgebet brandung blindenwort
antworten parkbank
feuerlich hör apfelform gärtnerin
nebenbericht nebelbellen über blut
unmittelbar weiter körpergefühl
die welt war klang
weiter vogel entrückt
allwär welt xylophonfrage kellerland
ratgabe ofenbrot tomate fix
moment an flimmern
ringrichtig liedaura nummer
blechfutter abendklug füllelement
bergbrunnen anmachen weiler reflex
beiwohnen blaudank unbegriff kanappé
lieferbeton multi-fettreiniger tampon
noch nie warn dinge echt
unter honigmilch bekannt unvermögen
palmenkopf orchideenaugen furche
richten flügelpille bootkrieg
ohne filter lippen burg
blumenhaar morphium kübel funken
mango tigerkette napalmmorgen
truhe augenbrauen terror knaben
turmmauer diamant wimper
nagelkopf moral terrarium harz
neue linke retroromantik
ingwer lieblich branntweinwange
batterie ableben nachfrageverlangen
umkennen einjährig orientiererfolg
normal warum wenig blau
neubergkanten taktgang endogam
plagewicht mond tochter liebe
lachperle taler nah komm fell
wald pfad wald wald wald
wald pfad wild baum wald
wald pfad baum wild wald
wald wald pfad bald wald
wald wald wald pfad wald
wald wilm wald pfad wald
träumen kommunikation lichterkette
nichtdenken blättern pendel
frühgeboren falter ernährung mit
machen prophet nerven
blütenhaltung vitamin a
giebelfügung vorwand bau laut
bettdecke lampenhund flug markgefällt
in andren hüllen gingen wir
watte meer rücken weh geh heg
lock hang verreckt lava wachholder
flächendecke nach oben alkohol bude
hellhörig balkontüre offen plejadenpfau
optimal parfum geld freund gefieder
kopftuch periphär pinie reden
augentakt griechenland brandung
tod minne lichtberg nackenrolle
notfall gift rille verkehr haarnetz
weckvibrieren traumhaft lockdampf
bahnhof packerl dritter teil weltmythen
viel vor abbaudatum knarren
raum macht doch noch viel weiter
einfügen und vogel andere bewegung
kann büro lederbuchrückenbiegung girlanden
handhabbar relativ hoher betrag für
drei jahre bekannt in der
dann war er weg gelichter
region ruhe kaffeepulver vergabe
förderung kopf kling klang klug
aufwand verpflegung von der gemeinde
balken rechnen wohnung geht
dinge einfügen nicht in wien
ideal fahren tankdeckel denkbar
mietaufenthalt
da werden die leute honorare
gichthalber tulpe fremdenhang caldera
länderbach bärlauch teppich klee könig
kichern hautpbibliothek
beutel lavendelbrummen huch
bucht ändern wandelratte darbietung
opfer dachfreude knotengeflecht
fleck bote fieberhaft grund darin
verlorengang nehmvielfalt meer wahr
wind watt weile ebbe flut
gezeitenhub geäder papier wirkmacht
halt ballett pirouette drehung perücke
du trittst ein hier wir ich ins erscheinen
wir durchforsten eine wiese wasser fällt
kein traum keine aussicht vergessen nur farben
der seeweg ist weit schau östlich der sonne
wir durchforsten eine wiese wasser fällt
die nacht ist eingezogen formen lesen unsre hände
der seeweg ist weit schau östlich der sonne
durchzogen der wind hat kein auge du holst salz du holst salz
die nacht ist eingezogen formen lesen unsre hände
sterne rieseln aus löchern aus furchen
durchzogen der wind hat kein auge du holst salz du holst salz
schau etwas fliegt wir sind westwärts der sonne kein sturm leuchtet auf
sterne rieseln aus löchern aus furchen
kein traum keine aussicht vergessen nur farben
schau etwas fliegt wir sind westwärts der sonne kein sturm leuchtet auf
du trittst ein hier wir ich ins erscheinen
Die Straßen stehen Wache an den Wänden,
Die Nacht tropft zäh durch Fingerzwischenhaut,
Klebt unter Flaschen zwischen kalten Händen,
In denen sich die Stadt zusammenbraut.
Die Nacht tropft zäh durch Fingerzwischenhaut,
Von Neonröhren spröde und zerschossen,
In denen sich die Stadt zusammenbraut,
Wird dann durch Gullyrippen ausgegossen.
Von Neonröhren spröde und zerschossen:
Falschgold in braunem Glas auf Presspapier
Wird dann durch Gullyrippen ausgegossen.
Wir könnten überall sein. Wir sind hier.
Falschgold in braunem Glas auf Presspapier
Klebt unter Flaschen zwischen kalten Händen.
Wir könnten überall sein, wir sind hier.
Die Straßen stehen Wache an den Wänden
„und der Regen läuft ab wie ein Film / vor dem sie sitzen: Säufer und Sehnsüchtige / Seefahrer Luftschiffer Reisende“
– Barbara Köhler, Reykjavík, Café Paris
„an / der gesperrten Straße zum Mittel- / punkt der Erde am Ende der Welt“
– Barbara Köhler, Landnahme
I.
Lava friert zu Asphalt: Senkrechte Landebahn.
Scholle schmelzender Haut, grau auf camparirot.
Zentrum toter Planeten,
Sturz der Flieger am Riss des Films.
II.
Hier, auf glühendem Stein, klirrt in den Gläsern Eis,
Schmilzt das Zelluloid, whiskeydurchätzt, im Mund
Fremder Flieger und Schiffer.
Dunkle Stimmen, im Rauch zerstäubt.
III.
Schattenriss und ein Glas-Blick der mir zufällt, hier
Tief am Ende der Welt. Schmelzende Zeit, Rot
Schluckend, blickend ins Blau, ein
Lächeln. Zitrus und Apfelkern.
renn vom blut zu blood zum blatt
dunkel an den bäumen, dunkel dazwischen
leaves blieben liegen, liefen davon
und die nasen, so nah schon
meine meute im geäst, die buchen so gewachsen
fährtenspürend, locken, finden, losung lesen
«give’em an oath, a blood oath next to this oak here»
weicht nicht, soll so ehrlich, aufrichtig
schwarze schnauzen schauen durchs gegenlicht
hörst du die meute nicht?
einst wald, jetzt entkommensspiel
die stelen dunkel, schattig, die blätter triefen
tropfen dunkel zu schatten ohne tiefe
die spur stumm, das wild noch still
nur ein lockvogel in der nähe
oak
oak
licht somehow
irgendwo licht und das simmern
ps ss
ssst
„wenn ich zum Wort stehe steht es mir zu”
Barbara Köhler
ich habe das sagen hier wende worte
gegen richtung halte sie ins gegenlicht
sie geben nichts beim wort genommen
wachsen mir hände halten die vers-
brecher im wendekreis und still
die rede die stille ein raum gelassen
sprache post-wendend gefunden
in diesen räumen atmet es sich
so schlecht geht es doch nicht
als fremde in der fremde in der
stille in diesen räumen hier
atme ich habe das sagen
nicht die wendungen in
ungehörten räumen und ich
bin fremd in dieser sprache
hier greifen hände nach stille
die rede die stille ein raum
die stille mit händen nicht zu
fallen gelassen ich fasse wände
verwandle worte zu körper in
dieser sprache fallen räume
und heute stehe ich mit diesen
händen und stehe zum wort fremd
Wir liefen in Scharen durch die Wälder, die Hänge hinauf. Zweige schliefen sich aus, natürlich weckten wir alle auf. In erster Linie achteten wir darauf, in welcher Hinsicht die Lichtungen unter den Schuhen brachen, wie schief unsere Zungen auf diesen Waldboden trafen. Ob auch die Tiere hier schliefen und wie das Geräusch ihrer Körper. Alles war irgendwie qualitativ, während wir nebeneinander zusammenbrachen. Die Köpfe bewegten sich schneller als alles andere, nur Wurzeln, wuchtig, rasteten nicht aus. Unter den Augen Schorf, alles atmete etwas mit etwas anderem aus. Und wie wir liefen, Wälder liehen, waren Bäume, nicht der Rede wert. War es denn sonderbar, dass sie nach Licht und Schatten traten, bald knisternd in sich selbst versanken. Wir wieder Axt, in Scharen durch die Wälder, hievten Stämme auf. Ich hielt mich an irgendwas, das ich kannte, das diese Wege kannte, ihre Präpositionen, Aus, Um oder Un und warum man an manchen Mündungen nur auf sich selbst zutraf. Ich lief und schlief und dachte noch, dass, als ich beinahe auf dem Gipfel war, versandete der Hang.
Hier: Nimm dir den Teil, zu dem du die größtmögliche Distanz geschaffen hast. Unter den Achseln brach dich ein Dickicht entzwei, trotz warmem Licht treibt dein Gesicht noch über Zweige. Der Himmel belegt unsere Zungen, ist uns nicht wohlgesonnen und trägt doch nicht nach. Eine Elle lang waren wir fort. Machten Liebe in Kreisen, gefügig dem Abstand, der einzuhalten war. Sahen nach, ob die Finger noch da, wenn alles wie Stillleben. Zwitscherten ab. Nun also sagen wir, dass wir reichen, weichen den Ameisen nicht mehr aus, unsere
Körper sind nicht mehr aus Staub, sind unter der Rinde zerfressen, leise, leise.
[Auszug aus einem Zyklus]
sowas wie winter. das noch nicht schmecken.
frust unter frost bemerken und häuser
aus kristallen bauen zu so etwas wie
frühling. sich viel zu früh aufgehen
und trotzdem auf zwielauten kauen
leichtsinnig summenden trauen wie
sommer sich bienen die nase voraus
nasse blumen an land ziehen in etwa
wie der herbst sich knisternd angehen
und knietief noch einmal die pirouetten
drehen sowas sehen tagtäglich.
verklausulier
die Sinne die ich habe
die Sinne die ich glaube
zum Takt / tick tack / der Digitaluhr
gieße Bilder in Wortketten
kippe Verse solange wie sie noch feucht
wabernd in Formen, Zeilen schwappen
Zeit kappen
trinke was sie sind weil
schlucke was ich weine
lecke von den Lippen
was darauf fällt
sie schmecken
sie schmecken meine Sinne
trocknen mich nach
weinbegossenen Nächten aus
liege wie
kein Teppich in Persien
auf meinem Zimmerboden
und denke
bleiben Fremde
bleibe ich
alles bleibt wie es ist
also
/ trockne /
was fluid in mir ist
trocknet mit dem Schwarz
der Tinte
Eisenscharen brechen
Sonnenstrahlen zu Kästen –
Striemen in Haut gebrannt
Hiebe von Sommertagen
lagen stumm
wagten schläfrig
gestanden surrend, seufzend
leise dass wir einander liebten,
lebten, aufzuheben sehnten
saugten Blut zu Kreisen
neben taggemachte Wunden;
malten Muster die wir zu halten,
entfalten gierten; lallten leise als
wüssten wir den* anderen fremd
Eisenscharen brechen
Sonnenstrahlen zu Kästen –
Striemen in Haut gebrannt
Hiebe von
im stoßatmen der metro||:tunnel:|| zieht rauch.
ankunft der wut : windspiel im dunkeln
in der nacht herzklopfen
fühlt sich an wie traum
in den ohren
träum klopfen wie im traum
in die ohren in die straßenknöchel träum
ein windspiel zwischen die fassaden
verschwimmt im topf||:schlagen:||
lagen wir auf der straße
liegen wir der nacht in den ohren
in den knöcheln klopfen windkammern
wie herzen wie töpfe wie
helikopter
||:klopfklopf klopf klopfklopf klopf:||
schmerzen hände wie kaltes wasser auf orangen.
wachen wir auf, die abdrücke unserer nägel ins kissen, den schlaf geprägt.
auf die matratze stützen, die angst aus dem bettbezug drücken.
unsere hände sternförmig auf bildern hinter stirnhöhle
augenhöhle
hohl
hör Schüsse:
frühmorgens hängen sie im trommelfell wie tränengas.
||:klopfklopf klopf klopfklopf klopf :||
noch mittagsschlaf sandig zwischen den brauen
hinterm stoßfenster passiert ein nachmittag
jemensch baut ein zelt zieht der sonnenlinie nach
ein körper wird kreis rundet sich ein
vorm stoßfenster passiert ein nachmittag
teewärme noch auf handinnenfläche
ein körper wird kreisrund und sich eins
hinterm zaun wummert ein tropfen
teewärme noch in hand innen fläche
wird sich mundraum der weite des tages bewusst
hinterm zaun wummern eintropfen
zwei regenbogenrosa runden rufen nach eis
wird sich mund raum weite des tages bewusst
jemensch baut ein zelt zieht sonnenlinien
zwei regenbögen umrunden rosa rufen nach eis
noch mittagsschlaf sandig zwischen den brauen
die amsel sagt verbleiben
die fenster fern
da geht gesprochne rede
da lässt das kleid sich tragen
die fenster fern
fahren zwei bahnen simultan
da lässt das kleid sich tragen
im sommer weht das kind
fahren zwei bahnen simultan
blickt keiner auf nur ich
im sommer weht das kind
zu seiner zeit
blickt keiner auf nur ich
da geht gesprochne rede
zu seiner zeit
die amsel sagt verbleiben
Das Buch ist so fett und der Copyshop-Besitzer sagt das passt da so aber nicht drunter lassen se die Klappe einfach oben ich hab also versucht nicht zu erblinden aber es war nahezu unmöglich bei vierundsiebzig Seiten und der Lichtblitz bewegt sich ja auch und schiebt sich vor und zurück und ich also davor und Augen auf und zu und ich am Ende auf der zweiundfünfzig im vierten Kapitel hab ich kapituliert und die Hand gehisst und dem Besitzer im Gang zugerufen es ist jetzt so ich geh ist mir egal und die Tür auf und das ist also das Ende von der Geschichte aber nicht vom Buch das geht noch ewig weiter aber mit mir nicht und bezahlt hab ich mit meinem Augenlicht.
Mit Josephine Bätz, Amelie Berboth, Melanie Sasha Berger, Lea Bickel, Julie Bielke, Charlotte Florack, Pauline van Gemmern, Clara Heinrich, Lisa James, Lili Naomi Kirchberger, Patrick Klösel, Regina Menke, Rashidah Hassen Mohmed, Ayon Mukherji , Ani Mrelashvili, Lena Riemer, Johannes Rosenberg, Şafak Sarıçiçek, Konstantin Schmidtbauer, Lisa Starogardzki, Sophie Stroux, Lilith Tiefenbacher, Alicia Voigt, Lea Wahode, Charlotte Weber-Spanknebel, Uljana Wolf, Birgit Kreipe