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YOUNG UND OPEN POEMS: ANTHOLOGIE

Anthologie der diesjährigen young poems und open poems

,

Die Anthologie stellt bis zu fünfundzwanzig junge DichterInnen vor, die an den diesjährigen Werkstätten der „young poems“ unter der Leitung von Birgit Kreipe und der „open poems“ unter der Leitung von Uljana Wolf im Haus für Poesie teilgenommen haben

Projektleitung: Karla Montasser

Die Poetische Bildung des 22. poesiefestival berlin wird freundlich unterstützt von RITTER SPORT.

Die Anthologie zum Download (↓ PDF)

Josephine Baetz

ich hab mich schon zur nacht zurechtgebogen

 

spät hinter dem abend fenstert

die ausgangssperre zu einer neuen

angst dem gesichtssinn versehen

mit vogeldunst fällt ein nebel ins

hirn ins gewicht befiedert mit

fremdkörpern die nervenbahnen

bis zum verschluss ins zittern

geflüchtet und spät dehnt sich

die sonne in den abend

bis er bricht

interface

(nach barbara köhler)

 

die fläche geräumt wo sich die übrigen autos

zum verkehr verknoten. mit wenig luft

bewegung die zeitung aufgeschlagen.

wo krähen auf denkmälern abstände

einhalten die ampeln heimlich auf gelb umgestellt.

die bewegung ausgerichtet am pfeil entlang (analog)

und durch fingerkuppenimpulse als tracing geteilt

(digital). den porösen körper an windeinwirkung auf-

geschlagen. mit seife die viren in und aus

verstreuten schnittwunden gespült.

oberflächen nach infektionsgehässigkeit

bewertet. sie reichen von glatt bis papier.

auf dem weg nach hause nichts angetastet.

stattdessen von allem fotos gemacht.

Amelie Berboth

I.

Wir liegen im Fahrenden

Wir rasen im Gras

 

Im Wind flattert das Lenkrad während der Fahrt

Richtung Meer knöpfen wir unsere Hemden auf

 

II.

Ein Hemd und ein Herz

für jede von uns

 

Und ein Korb voll Pfirsiche

weichnass mit kühlem Flaum

(I got my peaches out in Aldi)

Frau erbarme Dich

 

Die schreienden Salzteigklumpen

quälen sich auf dem Wohnzimmerteppich

L’amour toujour

 

Sie folgen Hebammen mit grünem Schal

die Karaoke tanzen und Bröd backen

dem Regen hinterher

 

Mit stoischer Miene

ertragen sie Hörbücher im Bus

– Uns ging es schon schlechter!

 

Geplagt von diesem was-auch-immer

beißen sie auf ohne Appetit

auf Gnocci mit Salbei

 

Die Arme schmerzend

warten sie auf Tränen

die von fireworks erstickt werden

 

Doch manchmal

in einem lichten Moment der Vergessung

 

schrumpft der Kloß im Hals, das Toffifee

zur der Größe einer feststeckenden Ibuprofen

 

Wenn sie E-Mail Komplimente empfangen

dann träumen sie plötzlich wieder

von Luft, Locken und Liebesküssen

draußen mit Aperol gespritzt

 

Wenn sie mit Kaschmir am Ohr

von rauen Fingern

in den Halbschlaf gestreichelt werden

fühlen sie wieder

wie es ist, wenn Menschen einem gewogen sind

 

Und wenn Madame el Sol sich dazu erbarmt

mal wieder zu erscheinen

sodass der Keksgeruch über dem Feld wärmer wird

und der Wind weniger schnell

dann erinnern sie sich, dass auch der Ernst des Lebens

vor allem eins: vergänglich ist

Melanie Sasha Berger

wie vor den bauten die strunke der ginster

 

wie vor den bauten die strunke der ginster

ragen, tiefer und widergespenstig in das

fleisch der sitzbarrikaden. es sind knospen

von margareten aus england. wie die schädel

der babys und deine braue die linke ich

streife sie ein mit dem weichesten pinky.

und wasche die wäsche nicht, muss wach

wühlen den sorgen ein bett bereiten in das

ich mich lege. fiel mir das tote gras in die

hand da war es bereits gemäht.

warum fliegen löffel den slalom

 

noch immer kleben an der sitzbank die saiten der schenkel die hätten

anders werden     können

 

in allen hautschuppen hallt    das echo    vom slalom

nach, zerschneidet den stehenden wind

 

wie er sich dicht vor den kinderlippen in die kurve legte,

der löffel, und summte

rmmmm

rum

warum

 

einfach ist nix

 

und beugst dich heute in welchem winkel über die klippe, gegen die himmel
kante schippern die schiffe, pflügen container wasserwände und bugwellen die schlauchen die boote und was überhaupt gut daran sei, dass von anfang an
nix einfach ist

Lea Bickel

Es hatte wohl geregnet heute Nacht

 

Es hatte wohl geregnet heute Nacht, alles noch nass & das Haar feucht & es nieselte wieder aufs Fahrrad & gleichzeitig war es recht mild & Vögel zwitscherten & es roch leicht nach verbranntem Kaffee, so ein Barista-Geruch & da dachte ich an dich, also eigentlich an Hong Kong, dann an dich & an dieses Café gegenüber vom Hotel, wohin man über eine Brücke läuft, auf einer Hochebene & wie wir uns Joghurts in Plastikbechern zum Frühstück kauften & die Haare sich kräuselten, richtig aufkurbelten, wie wenn man mit einer Schere Geschenkband abschleift, vermutlich wegen der hohen Luftfeuchtigkeit hat mein Spliss sich aufgeteilt; als ob die zwei Enden der kaputten Haarspitzen sich für unterschiedliche Richtungen interessierten

und heute Morgen hat es dann wohl wieder geregnet, aber das bemerkte ich nicht, weil
meine kleinen unnützen, weißen Jalousien, die eigentlich gar nichts verdecken, den Regen mich dann doch nicht haben sehen lassen & gehört habe ich ihn auch nicht, lag vielleicht an der Schlafmaske, manchmal, wenn ein Sinn vermindert wird, funktioniert ein anderer auch nicht mehr, komisch oder jedenfalls hab ich auf der Wetter App gesehen, dass es regnet & zog also meine weiße unnützen Jalousiechen hoch & tatsächlich hat es, als ich das Fenster weit aufriss, ohne etwas auf meinem Schreibtisch umzuschubsen, nach Regen gerochen

nach Frühlings- bis Sommerregen & es war schön mild, also: nicht warm, aber mild, das könnte auch an den Vögeln liegen, so wie mit den Sinnen: Verwirrung Sinnesverwirrung hab ich mich also auf mein ganzes Zeug gestützt, das auf meiner Fensterbank rumliegt & den Kopf rausgehalten, denn Ich mag diese Luft wirklich: Vögel–Regen-mild-Vögel-warm-alter Regen-trockner Regen-Vögel–Luft-Regenluft und da war’s wieder: Hong Kong mit dir, komisch, dabei war ich danach ja auch schon dort & da gab’s dich ja schon gar nicht mehr & trotzdem ist da dieser Übergang vom Hotel zum Café mit geschenktem Joghurt in Plastikbechern & verbranntem Kaffee & Ich möchte nicht immer an dich denken und traurig sein

heute morgen hat es geregnet & wegen der hohen Luftfeuchtigkeit teilt mein Spliss sich jetzt auf; als interessierten die zwei Enden der kaputten Haarspitzen sich für unterschiedliche Richtungen

aber heute kennt mein Spliss dich gar nicht mehr, ihr habt nie parallel existiert.

Früher hatte ich immer Heimweh. Heute ist es zu gefährlich.

 

Wenn die Sonne gut steht, ist es leicht

es hier schön zu finden.

Montags gab es Kohl. Wirsing am Liebsten.

Grünkohl, wenn die Zeit da ist, die richtige Saison,

noch mehr Nicken.

 

„Wenn ich fettich bin, wenn ich aufgeräumt habe,

dann feiern wir. Ein Gartenfest. Ein richtiges Fest,

und wir laden alle ein. Ne, Schätzeken.“

Dass fettich sein nie kam, das Fest nie folgte,

Schätzeken kein Schatz mehr war.

Ein weiteres Stück Metall landet im Hof.

Rost an allen Seiten.

Rost könnte auch an uns hochkriechen.

Erst an den Zehen, zuletzt am Schopf.

Bis alles rot ist. Rot-braun.

Früher hatte ich immer Heimweh. Heute ist es zu gefährlich.

Trotzdem steht die Sonne so, dass ich den Schatten sehen kann.

Ich habe mal versucht ihn auszutricksen.

Hat nicht geklappt.

Julie Bielke

gegenwart aka träume

 

ich bin reue

bin versäumnis

 

mein garten sind gräber

mein heim sind gedanken

 

im hochpaterre

raucht mein vater ketten

 

im dachgeschoss

liebt meine mutter brüllend

 

irgendwo

seufze ich plastik & gold

 

irgendwo ruft irgendjemand

und wenn ich mich frage: wer bin ich?

 

mein herz pumpt salz

in meinen venen läuft

 

sojamilch

mit dir

 

am wegesrand der staubigsten straße liege ich

und gebäre dir zwiebeln und wildblutende rosen

in deinen armen liege ich warm eingehüllt in deinen

duft von bernstein und lippen

all meine schreie gehen nach innen

meine tränenden augen zugepresst schweige ich und küsse dich

du hältst meine hand nicht, du siehst nicht einmal zu

 

am ende des tages ist mein körper grün und rot geschlagen

staunend und müde lächelnd beobachte ich

wie sich das blut in strömen zwischen meinen beinen sammelt

auf den schimmel meiner arme blickend beobachte

ich das pulsierendes herz hinter meinen gebleichten rippen

Charlotte Florack

halte die hänge zurück

 

I

schon wieder erdrutsch

am bahndamm

meiner einsamkeiten

zwischen blauen birkenbögen

und den wiesenlinien liegt

dort eine umwurzelte trasse

hier unkraut des alten stahls

erhält einfahrt

nichts

nur sauerampfer hält sich auf

den weichen ausweichen

 

II

schon wieder erdrutsch

an den altbautreppen

schmuckloses aufwachen

im laken der anderen

trinken immer nur vino

als du müde bleibst

im fenchelrisotto rührst

bröckelnde gestik

wider aller umstände

halt am geländer

finden die gedanken der weinglasreste

ertrinken in der erosion der hänge

 

III

schon wieder erdrutsch

schnell hol das klappgestell raus

wir wollen vage nuancen erdenken

den traum generational festigen

sofern

noch möglich

löwenzahnkindheit

barackensehnsucht

idyllenarchitektur

sabotage der vergangenheit

so fern

noch möglich

dieser eine kastanienbaum

am ende der straßen

jetzt sitzt es sich bequemer als

in den wohnzimmern der äste

 

IV

schon wieder erdrutsch

lose zusammenhänge

seidene fäden reißen und

vielversprechende triebe bleiben

empfindliche pflänzchen

oder das rückgrat

wird endlich winterhart

unsere wurzeln schieben sich

schlagen aus ins traumblaue

halten den bahndamm

und die hänge zurück

dort, wo ich herkomme, macht man das so

 

Deine Skepsis blättert von der Augenbraue,

als ich das Obst neben das Gemüse bette,

so als sei

teichsteintanz mit wolken aus moos

garagendachklettern mit efeuschlangen

streuobstwiese mit kniekehliger freiheit

goldkugeln im lehm mit schubkarrenritten

apfelsafttrübe mit ausgeleierten großvaterärmeln

blaue blütenbetten mit schwarzweißen schwanzspitzen

Wirsing mit Birnen

nicht zusammengehörig.

Pauline van Gemmern

Trampolin

 

ich falle mit dem rechten fuß in eine nacktschnecke hinein

wie ein steinschlag. was geschieht, bleibt an meiner hornhaut haften.

das ist jetzt untergrund, es wird sich nicht lösen.

ich gebe mir nicht vor, trauernd zu sein.

wie meistens hätte das gleiche auch anders kommen können,

man denke an salz, heckenscheren usw.

einst waren alle landmassen der welt beisammen,

im rückblick gab man dem gebilde einen namen: pangäa.

was heute mein boden ist, war vor

250 millionen jahren flaches meer, dünenland-

schaft. das reisebüro links an der kreuzung wirbt damit nicht,

gut so, der vorgarten verblüht, das äußere sackt still richtung erde.

eine wespe irrt am brunnen herum

und ich springe schneckenreste in das alte trampolin.

kausalketten

 

lange hat man geglaubt,

die male seien geradlinig zurückzuführen.

schuld nannte man mutter, immer mutter. obacht.

ich inspiziere meinen körper und finde selbst spuren:

über meinen oberschenkel ist ein kopfloser hase gerannt.

auf der höhe meiner schulter biss mutter einen halben apfel

in dem moment, als die angst zu verbluten sie schwemmte.

was auf meinem bauch passierte, bleibt unklar und mutter trotzt

darüber schweigend. ich bin ein chaos, also war sie es auch.

es geht um die versehen, die sich abzeichnen.

man malte sich das aus wie blitze. ein tosender einschlag,

mutter hat sich oft versehen in stürmischer / schwangerer nacht.

wenn ich die male verbinde, entsteht nichts,

nur wirre netze, ungerichtet.

Clara Heinrich

STARDUST (Auszug)

 

I

die lust am youtube tutorial

how to: dust of disorder

tutoyer mit nachhall

klar, wir duzen uns im all

les ailes

les halles

ist es empowerment

emporwirbelnd

wir alle
staub

wir alle

säen
sehen
sägen
strahlen

wir alle wellen

nuklear, wir stars

cy

psy

co

workers

chic

III

am tisch der neutralen OH-radikalen:

bekommen den zwischengang im orbit serviert

um das sättigungsgefühl zu verringern

[man könnte sagen bei 7 mägen, nicht unbedingt eine notwendigkeit]

 

ich: habe gossypium spp. aus den samenhaaren der baumwollpflanze gehört

verdichtung in mir, meiner sehnenscheide

mein koisches gewebe

diagnose durch lokalisation oder form

wegen überbeanspruchung, chronischer reizzustand

die welle, die gang, das ganglion

 

meine nachbarin, der pistazienspinner,

– auf der tischkarte steht: aus der familie der glucken –

sagt: schüttel die fasern aus dem handgelenk

das faseln?

nuschelt so

fuseldurst?

we fuss?

the dust?

 

IV

auch nachts

– in abwesenheit von sonneneinstrahlung –

entstehen hydroxyl-radikale

übernehmen die care-arbeit der atmosphäre

wischen staub oder stäube, sortenvielfalt vorhanden

 

[staubvielfalt: 1 / agrobiodiversität: 0 |

vor allem verschiedene lungengängige

bezeichnen deshalb auch die pneumologie als dirty work]

 

irgendwo muss sie ja anfangen

die entstaubung des hexenmehls

von gestern

 

methoden wären die nassabscheidung oder filtration

auch eine ausstellung im museum of dust

überm eingang steht asche zu asche, staub zu staub

 

am ende bleibt der geisterfleck

& eine mögliche künstlerische ver

wendung

Lisa James

nachtflimmern

 

ich erschrecke, ein fischchen flitzt fliesenfugen entlang, silbrig flimmernd, dann: ritzenfund. lichtflucht, denn: es führt ein nachtleben, schattenleben, nebenherleben, eben: statistenleben. stromlinienförmig, das sieht ihm ähnlich – jahrmillionenaltes wesen, einst an land gekrochen, nun: in meiner wohnung, fünfzigjährig. die mitbewohnerin, achtundzwanzig. tanzt nachts den bademattentanz, paart sich und zählt die nächsten millionen jahre. ich mahne mich in akzeptanz, knipse das licht aus und geh ins bett.

 

 

Papierfishchen

 

in den tiefen des archivs tanzt eine sechsfüßerin zum takt, verdichtet nichts ist das ewig sey,
dreht ihren spindelförmigen körper im kreis. lebt synanthrop = im menschlichen siedlungsbereich,
hier aber menschenlos inmitten von dokumenten des mit- vnd gegeneinanders: zeugnisse
der anthropologischen überlebensweise, auch quelle der weisheit. es schlingt, zehrt am bibliobuffet,
wird ganz high. trägt schicht um schicht ab. spindelt sprache auf, rückwärtsbewegung
im zeichengeflecht, kein vers kein mär nor sign. überhaupt, sind fischchen nicht maritim? dieses
hier ist trockenaffin, völlig legitim. es flitzt flink zwischen barocken zeilen, ohne sprachklappen
mit vorliebe für vanitas. aber mensch denkt: schab vnd lochfraß, echter befall statt beifall.
zückt’s insektenzänglein, meldet den schaden vnd das tierchen? baumelt am seydnen faden. wie
man die rede auch wendet. heute schläft es with the fish, snip snap & gute nacht.

Lili Kirchberger

Papiertränen oder ein Plädoyer für selbstfürsorgliches Schreiben  

 

Tränen die auf Papier tropfen werden zu Fließgewässern  

als diamantklare Bäche schlängeln sie sich durch neongrüne Weiden  

reißen als Turbowasserfälle loses Geröll in den Abgrund  

oder versiegen in austrocknenden Salzseelachen  

 

Wenn du weinst während du schreibst und die Sonne scheint  

bricht das Licht an den Papiertränen  

zu kaleidoskopischen Klängen oder prismatischen Meeresspiegelungen  

auch Scheinwerfer beleben Quellen  

 

Auf den Felsen am Flusslauf wachsen Papierblumen  

jede von ihnen hat dir eine Geschichte zu erzählen  

lass die Füße im Wasser baumeln und spüre  

was flüstern dir schweigende Fischlein zu?  

 

Origamikraniche nisten in angeschwemmten Plastikflaschen  

an ihren Flügeln hängen Schaukeln für Perspektivenwechsel  

in Zeiten ohne Licht hören Fledermäuse deinen Wimpernschlag  

breiten ihre Flughäute zur Ummantelung der Wandernden  

 

Schenk dir ein Wortpapierboot und lass dich treiben  

auf einer Reise durch liquiden Schmerz wirst du entdecken  

wo Wort und Form durch Finger in Ohrmuscheln rinnen  

sich zersetzen versickern ergründen empfinden 

zerrissen

 

zerreiße entlang

der gezogenen linien

die landkarte

in kleine fetzen

 

klebe dann

die papiere

aneinander

wie konfetti

 

bedeutungskonstruktion

verdorbener seelen

mit blutigen händen

bespuckten gräbern

 

zerreißen gleich dekonstruieren

wer vergisst

verleugnet

verantwortung

 

widerstand kennt

keine grenzen

im land im geist im tun

im erinnern

Patrick Klösel

Gruppenbild mit Landjäger

 

Fleischlicher Träger der Handlung in erster Abteilung:

sie ist eine Landjäger, dero Al‘mannen;

paarweise zusammen, in NaFaDarm eckig gepresste,

geräuchert, getrocknete salzige Rohwurstvermeidung:

so fünfzehn zeh-em lang und siebzehn em-em Kantenlänge

das Stückgewicht betrüge vier-acht enge (in Frischhaltefolie

und damit nur za zwei) Gramm unter dem Idealgewicht

bei Nachtschicht plagt sie oft die Gicht

 

Je nach regionaler Rezeptur sind folgende Bestände

teils enthalten: Rindfleisch uh-oh Rotwein

Speck, Schwarte, Schwein

Pökelsalz-Rückblende

Gewürze zett-be Kümmel, Knoblauch, Koriander

Trauben mit und ohne Zucker alles in Butter

Das vorgesalzene Magerfleisch gewolft im Kutter

und mit Speck und den Gewürzen durcheinander

 

Die Würste werden aneinander eng durchaus bei Nacktheit

gesetzt in Kastengitter, plattenweise abgewetzt

gewichtig belastet so kommen sie in die Gänge

Dadurch erhalten die Jäger die typische kantige Form

So bleiben sie drei-vier Tage zum Röten durchfastet bevor

sie aufgeknüpft und weitere drei-vier Tage trocknen

Das abschließend tägliche Hängen im klimatisierten

Rauch bringt auch die typische Abgeschmacktheit

 

Als Rucksackwurst wird sie mitunter ohne Brot handlich verrenkt

Dazu passt: sauer eingelegte Essiggurke als Getränk ein kühles Bier

Sie war seit jeher ein sehr haltbarer Proviant für Feld und Weinberg

Anerkannt und deshalb regional speziell betraut

mit Ordnungswidrigkeitsaufgaben ländlicher Natur und heute noch

beleibt für Wanderung und Ausflug und für Zwischendurch,

so dass der Schlauch seit langem bundesweit bekannt

nun auch außerhalb der Schwabenlande provoziert

 

 

triste gemüsekiste

& platt: wie das dort aussah (B.K.)

 

matschig alle südlandfrüchte

dill mit wochenlanger chillgeschichte

trauben übervoll mit eintagsfliegen

kürbis, lauch, lass alles liegen

und unter einem angefaulten mangoldlaken

nichts als gammelige pastinaken

der brokkoli schon grau vom alter

ein fall, der kohl, für’n insolvenzverwalter

das einzige was mir in jeder lebenslage schmeckt

der rosenkohl hat sich diesmal zu gut versteckt

getrost nach hause tragen werd‘ ich nun

basilikum im topf, um ihn am stück ins pesto reinzutun

A wengla a Brod.seid

 

Middochs essi immä a wengla a Brod.seid

Alsane auf meim Bageddla drauf

Und an gscheidn Aufschdrich

Am líbst’n mibm Gurry Babaja Mango

An Doofu däffst ned fägessn

heitzerdooch brachsd’n fünn Gschmoog

Und oomdrauf a Domoodn

Wenns’d mogst kunnst a’an Kas

D’zu ess’n odä a Gurrgn.

I sogs dä des is besser no

Alls Dai Leberkaasbrödla, glabsdes.

Regina Menke

Anleitung zur Rodung einer Mehrheit von Informationen[1]

 

I
ich, Murmel, im Bauch eines Schiffes, noch un
geboren. mein Körper übersetzt Impulse in
Regungen (rollt). Furchen denken voraus, wohin
ich mich treibe. wir befinden uns auf einem
Dielenboden. die natürliche Erweiterung dieser
Ebene ist das Meer.

II
eine Kartierung innerer Gegebenheiten: was eine
dunkle, was eine raue Stelle sei. an welchen
Härten man sich ausrichtet / stößt. wir sehen uns
von einer Rückwand umgeben. das Meer, als Grenze,
ist Prüffläche meiner etwaigen Ziele.

III
von hier aus die Lage des Bugs und des Hecks zu
bestimmen, dient dem Erraten von Richtung. wir
vermuten am äußeren Rand dieses Rätsels ein
Leck. eine Möglichkeit zur Änderung des
Betrachtungswinkels: „wohin ich fallen würd’,
wenn ich groß genug wär’.“

IV
eine Kartierung äußerlicher Gegebenheiten:
sorgfältiges Abtrennen der Ortung vom Ort. wir
befinden uns in einer Meerenge. sie gleicht der
Enge vorm Finden des Worts. das Schiff als die
Grenze des Meeres – so erproben Gezeiten ihr
Recht.

V
Murmel, ich, im Bauch eines Schiffes, un
geboren, im Traum. hinterlasse ich Rillen im Holz,
schreibe Spuren rasch um zum Gebet, das das
Geräusch einer Brandung dann fortschwemmt wie
ein Winter den Herbst. wache auf.

 

[1] Zu dem Text „vielleicht eine Korrelation im November,“ von Julia Dorsch, in: Jahrbuch der Lyrik 2020, hrsg. v. Christoph Buchwald und Dagmara Kraus, Frankfurt am Main 2020, S. 211.

zu tragen:

ungefähr eine Ordnung, ungefähr eine 8. misstraue ihr nicht. der Ort, an dem sich Spuren zu Kreisen verziehen, ist dünn. wie viele Jahre braucht ein Körper, bis er aussieht, als habe er so viele Jahre gelebt? schlage ich Gruben in Wände, vermute dort Schutz. warte Innen, zu lernen, was zum Namen nicht zählt / was als Bleibe nicht reicht. da war von verschobenen Winkeln die Rede / einer geraden Gestalt, die so gerade nicht ist. einem Krug, der an seiner Leere fast bricht. einem Boden wie Sprache, die nicht merkt, was sich darunter verschiebt. wie verhält sich die Länge des Morgens zur Neigung des Feldes / dem Verschleißgrad der Schar eines Pflugs? messe ich nach, führe Eichungen durch. was ich taste, reicht bloß ein paar Stunden voraus. halte ich Abstand zu Stimmen / den Stellen, wo ich sie bewahr. reden sie mir, rede ich ihnen gut zu:

 

üben Sie sich im Betrachten Ihrer Umgebung als Landschaft. justieren Sie im Fall verschwommener Ränder nicht nach. trennen Sie Schichtungen vom Vorgang der Schichtung, Erde von dem, was Erde umgrenzt. verkehren Sie Ihr Rückgrat zu Füßen, Ihre Wut zum Gehöft. treten Sie Ihren unheimlichsten Hoffnungen unter die Augen. seien Sie Ihrerseits listig. mal ganz unter uns: was Sie Haut nennen, war gestern noch Leibchen, jetzt Schnee.

Rashidah Hassen Mohmed

Es sieht so aus als ob

 

Frierende Füße frierende Farben frierende Faszien frierende Faszination

Kaut sie auch Kaugummi um weiter in der Kälte zu kauern

Kauert er um die Kühle in den Knochen zu spüren wie die absolute Kälte

Nicht zu rennen wie Tränen rennen als wären Tränendrüsen Gefängnisse deines

inneren Ausdrucks

Auch gut,

dann sind wir nicht allein.

 

Du sagst später du wolltest mich nicht ansehen

Danke dir dafür, hatte es da schon gewusst

Scham ersparen wo Scham den anderen gehört

Schreien wo andere Stille feiern.

 

Das Blatt sieht deine Augen, die deinen Augen, die

auch laufen, über und für immer

Das Blatt sah anderes Papier, auf dem

Ich sah nur deine Augen, danach

als du sie mir zeigtest.

Zeit brauchtest.

KINEMA

 

Ich möchte dass du Tod wieder so für mich bist

wie in diesen krimiserien

wenn

jeder mord jede episode für punchlines und verknallte ermittler sorgt die

tänzeln umeinander herum und die bilder flackern verschwimmen verblassen vor

meiner netzhaut aber

Du hast manchmal mit mir getanzt.

 

Popcorn hast du gehasst und jetzt kann ich das bemitleidenswerte nach

aufmerksamkeit gierende tosende ohrenbetäubende hüpfen von erhitztem mais auch

nicht mehr

ab.

hast den topf zur seite gerückt ich sagte du wärst verrückt Filme ohne popcorn

gingen doch nicht aber jetzt macht meine hand dir

nach.

 

Immer wird dein du an das ich denken kann mich hierhinschieben dahinschieben sonstwohin-

schieben und das ist

autonomieverlust oder trost oder die realisierung dass

autokorrektur Poesiefeindlich ist

hast du mal gesagt oder hättest du mal sagen können oder wolltest du sagen als du

mich ansahst und in meine richtung flog ein stift

du meintest es stand mir ins gesicht

geschrieben.

Ayon Mukherji

Ruminations

jenseits

this life has far more consequences than

hell

to feel is revolutionary          a trance under a

spell

to yearn only for a love truly radical

to find it in every soul

from “sinner” to “saint”

let the boundaries fade

come dance with the heavenly

on the neon lit stage

at the cathedral of desires

on the dancefloors of fate

bench

 

to commemorate a space with a bench

is to recognise the need to cherish moments

in the fabric of our temporal existence

 

a pause from the commotion of movement

the illusion of time sits still for an instance

 

i pray you try something

walk with the minds eye of a         bench-placer

in forests or cities                            by rivers or seas

urban parks                    rural farms              distant lakes

fields of blossom                          hilltops      valleys

 

move with intention                                 observe creation

 

listen to the soul, it seeks

a shell to rest in, with a view to gaze upon

air to breathe in and serenity to find

… maybe

 

 

(…)

 

unbewegt

 

time exists not without motion

pause                  exhale commotion

 

incognito ergo sum said brodsky

this ashy dust on my desk is so wise

 

unmoving, beyond time

at peace, and realised

fully of its essence

 

i think                    i move                 therefore            i am

i think                    i do                       therefore           i am

i think                    i think                  therefore           i am

 

but if I just was, then wouldn’t I just be?

unmoving, beyond Time

at peace, and realised,

unknowingly …

in touch with my essence…

floating in the link

between source and destination

Ani Mrelashvili

Das Leben im Wasser

 

Wie es wohl war, das Leben im Wasser,

Als wir eins waren,

Als du mir Nahrung gabst.

Gemeinsame Nächte und Tage,

Ich hörte alles, was dich erreichte.

 

Niemals war ich so nicht-allein wie damals.

 

Ich träume davon, dich zu sehen,

Dich anzuschauen,

 

Wie du erwachst, wie du schlafen gehst.

Wenn du hinaus

Auf die leeren, öden Straßen Richtung U-Bahn läufst,

Lächeln dir Unbekannte entgegen,

Weil du die Schönste bist.

 

Ah, könnte ich deine Gedanken lesen,

Als du mich spürtest, mein Dasein,

Meine Bewegungen im Wasser, in der nährenden Hülle …

 

Diese ferne Wirklichkeit durchlebten wir zusammen,

Das habe ich mir gemerkt, jede meiner Zellen weiß das.

Ich nahm jedes Lächeln mit dir entgegen

Und jede Träne floss uns gemeinsam aus den Augen.

 

Wie weit bist du weg.

Und doch mir so nah.

 

Und wie seltsam das Gefühl, von dir geboren zu sein,

Von einer Schönheit wie dir,

Und wie sonderbar zu wissen:

Ich bin dir nicht ähnlich.

 

(2018)

Aus dem Georgischen übersetzt von Nana Ekvtimishvili

Tamuna

 

Neulich, als ich das Grab meines Großvaters besuchte,

Dachte ich zurück, sehnte ich mich nach ihm.

Ich stellte ihn mir vor, seinen Körper, er tat mir leid.

Heimlich strich ich über das Gitter seines Grabes.

Dann sah ich sein Bild an,

Und es war das erste Mal, dass ich sein Gesicht auf dem Grabstein

Nicht mehr befremdlich fand.

Es passte plötzlich,

Als wäre sein Gesicht längst einig mit dem Stein.

In seine Strenge mischte sich etwas Wärme und er warf uns nichts mehr vor.

Und ich habe begriffen,

Er war schon für immer mit anderen Namen und Nachnamen vereint.

Er war schon mit anderen Geburts- und Todestagen vereint.

Er war schon mit anderen Gesichtern vereint.

 

Aber nicht alle waren so verständnisvoll.

Manche zitterten noch, mit bangen Blicken,

Als lägen sie mit ihren Bildern auf den Grabsteinen daneben,

Als hätte jemand einen bitteren Fehler begangen,

Als wären sie immer noch darauf aus, diesen Irrtum zu klären.

Ihre Gräber waren besonders gepflegt,

Mit frischer Erde bedeckt – zum Erschüttern.

 

Es gab auch andere, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.

Mit diesem Lächeln überbrachten sie mir die Botschaft:

So müsste es sein.

Ihre Gräber waren mit Gestrüpp und Unkraut bewachsen.

 

Und es war da noch eine, Tamuna.

Eingepackt in einen warmen Mantel,

Einer Mütze mit Ohrenklappen, in warmen Schuhen.

Gewappnet für den kältesten und eisigsten Wintertag,

Mit verstörtem Blick, verzweifelt.

Keine Antwort auf ihre vielen Fragen.

Kein Einverständnis mit dieser neuen, seltsamen Heimstatt.

 

Tamuna,

Verstorben vor 38 Jahren,

Drei Jahre alt.

 

 

(2020)

Aus dem Georgischen übersetzt von Nana Ekvtimishvili

Lena Riemer

raum bauen

 

da sind zweimeterzweiundvierzig von einer wand zur anderen von meiner hand zur anderen und dazwischen nur kopf dazwischen nur ein großer becher mit gedanken gefüllt du sagst: ich wünschte er wär aus glas. sich in geschlossenen räumen zu offenbaren scheint töricht doch du hast ohnehin viel zu gut lesen gelernt. ich forme worte aus früher milch und meinem staub du staunst wie ich meinen zusammenbruch einleite wie zweimeterzweiundvierzig krachen können wenn sie mit mir fallen das ist kunst, mein schatz. reißen die wände dann tauch ich ihre trümmer ins taufbecken und nenn sie fortan kirche und du mein prediger der profanität sollst sie beisammen halten die liebenden und die toten oh sprich doch nur ein wort. am meisten liebe ich dich wenn ich sehe wie unsere sätze im schutt kopulieren so uralt postreproduktiv und warm. füllst du fugenkleber in die leisten und dehnungsstreifen versuchst du ein muster zu deuten aus muttermalen zwingst mich zurück unwissend dass ich ein kind ohne anfang war und mein bewusstsein eines tages in einen beuligen kindskopf gefallen. bauvorhaben luftschloss und du sagst: es gibt einen weg und ich packe meine wände in einen koffer und versuche zu vertrauen vor allem dir.

dreck  

 

das ist alles nur dreck schwarz und klebrig und angetrocknet an den rändern doch zur mitte hin feucht und frisch. fast ein puls zwischen den kühlen lagen man könnte von existenz ausgehen eine erinnerungsfähigkeit anmaßend. sammel den dreck in deinen backentaschen kau ihn kräftig durch bis er nicht mehr schmerzt spuck dir ein mahnmal und tauf es befreiung. da ist nicht viel für dass es sich lohnt vielleicht für haut, vielleicht für fett doch schwer ist es durch gedankengänge zu laufen wenn man kniehoch durch scheiße watet. nur die nachbarzellen der seele flüstern noch euphemistische versprechen morgen wird ein anderer tag einen schritt ins feuchte fundament gestampft versuch eines manifests. obacht je höher man die worte wählt desto eher könnte sich einer daran aufhängen. 

vor dem einschlafen

 

nachts höre ich die zugschienen schweigen. der wind schaukelt leere kinder an und stößt sie manchmal sogar frech in den sand (er denkt sich seine freunde aus). in träumen fallen die kristalle vom himmel herunter und sterne sind nicht länger gasriesen sondern werden endlich von kindern gestaltet. obwohl die kälte in die nackenkurve beißt hat es seine erotik verloren sie ist eine alte frau mit stumpfen zähnen und harschen worten. schlaf kindlein schlaf erinnerungszimmer punktiert von fanposterstecknadeln und in alkohol konserviert oder spricht da die melancholie? zähneknirschen nägelbeissen ich bin versuchter mir zu schaden wenn keiner hinschaut. morgen vielleicht kirchenglocken katharsis jedes tages abend führt durch ein kleines loch im schädel hinter dem die ruhe sich ihre räumlichkeiten eingerichtet hat.

Johannes Rosenberg

3 gedichte

 

(I)

ich klettere über tiefkühltruhen in konzentrischen kreisen

ich übergieße mich mit multivitaminsaft und zünde mich an

ich schlage deine altbauwohnung mit einem plastikstuhl kaputt

 

(II)

über meiner wohnung kreisen militärhubschrauber

es ist 22:04

ich tätowiere dir einen wal auf deinen oberschenkel

 

(III)

ich möchte einen hamster essen​

 

 

manchmal fühle ich mich unsicher wegen meines gesichts

 

ich presse meine wimpern gegen das zugfenster

ich verspüre 2-3 emotionale regungen beim betrachten meines mac books

ich kann nicht aufhören an sylvia plath zu denken
wie sie die küche mit handtüchern abdichtet den gasherd aufdreht und
ihren kopf in den backofen legt

ich lese gedichte von sylvia plath

ich träume von perfekten menschen replika wie sie mit der feinen senorik
ihrer unterarmhärchen durch eine simulation gleiten

ich füttere wilde delfine mit antimaterie

ich möchte die haut eines delfins haben

glückliche delfine berühren mein gesicht

manchmal fühle ich mich einsam

manchmal liege ich alleine in meiner wohnung und träume von endlosen
erdbeerfeldern und gigantischen bergen

meine mutter verbrennt bitcoins im garten

ich hoffe interplanetares reisen wird erfunden bevor ich sterbe

wenn das alles vorbei ist gehen wir schwimmen

 

Şafak Sarıçiçek

Blatt Ab  

 

Wir blättern ab.
Auf den Straßen stapeln sie Hülle über Hülle: Die Schatten. 

 

Im Badezimmer gläserne Luft. Sie schreinert sich 

Eine Trennwand. 

 

Sie taut Perlen und der Außenwelt Mosaiken. Dein Ebenbild auf der                       

anderen Seite, 

wird herantreten und spähen in diese abblätternde Welt;

wird für funktional erachten. 

 

Tret ein. Tret ein in den Vorgarten, den die Pilze säumen

auf Seitenwegen. 

Sie sparen weder Musik aus, noch Verzerrung

(stoßen hinaus:) 

– nicht Nadelwald, nicht Hotel und auch nicht Flughund

oder Tannenfrucht

(sparen sie aus) 

 

Es werden Schatten allesamt abfallen

und ihre Hüllen den Gnomen zufallen umliegender Brachfluren

und Kataster. 

 

Seht nicht hin, wir fühlen uns – wo Licht ist –

kleben Götzen nicht an unsren Fersen

– wir fühlen uns gut.

Überall lautmalende Statik einer Zeit: gut und vergangen 

 

Die Arbeiterschaft hier blättert ab

aus fasernden Kaftanen finden sie Zusammensetzung,

der Warenlager Hüllen, der Nahten Schweiß und Abend.

Tuniken der Zwiesaat und Togen. 

 

Sonnen werden untergehen und rollen wie ein Rad zum Morgen. 

 

Hundertschaften zu Fischgräten, zu Knorpeln,

Tausendschaften:

Ja darauf, darüber, hinzu.

Sicheln und ernten, fräsen unsere Doppelgänger.

Selbst gemartert müden Augs und nur noch fahlbeseelt. 

 

Aber wir werden Flughunden zusehen und Tannzapfen,

Pinienkernen auf unsre Teller fallen. Eine Sonne wird uns

aufgehen zwischen Synapse und Spalt 

 

HOTEL ÄTHERIA

                                                              (und es gibt Helwa)

 

Ja dazwischen, fürderhin, ohne Rast.

 

Nein, sehen werden, nicht.

 

Arbeiterschaft: Getriebe des Getriebes,

Maschinenaorta,

Anämisch.

 

Sehen nichts, Flughunde nur.

Trennwand.

Fluchtwege setzen Pilzspore an.

Wie Flammenwerfer den Sauerstoff.

 

Kammerjäger unsres Verstands:

 

Es fehlt uns an nichts.

 

Außerirdischer

 

Zu Protokoll:

 

Als er vom Planeten Einfalt fiel, eines Dorfs,

Ob aus Kamkatchka, Baden oder Mesopotamien,

tut zur Sache nichts,

auf die Erden und sich wiederfand, eines Tages,

Im städtischen Laufen:

 

Sah er den Trichter, auf des nassen Rücken

Abdruck, ein trockner Fleck. Ohne Umwege

ins Beseelte führend:

Wie Jeder trug er jetzt den Trichter auch.

 

Und wie der erste Mondtourist ausgeschrieben wurde,

fiel ihm das Los zu, Alleinkapsel. Auf Mondgestein,

Fußabdruck und der Schwerelosigkeiten

Übung in Meeren vormals, aber Endspiel nun.

Vergaßen die Städtischen ihn oder kehrten

Ihre Rücken den Fahrten zum toten Gestein.

 

Auf ein neues fiel er ab und zwar in Tiefen.

Auf die Erde, ihre nassen Gräben, als ein Tiefseetaucher.

Ein Fisch mit Säbeln; dünn wie Zahnstocher

an Zähnen statt.

Fischaug’ ward farblos fahl. Verunzierter Geist

der Flossen. Und als Gutmachung dafür eine Laterne,

aus Licht. Sog der Trichter auch; auf ein Neues:

Der rauchenden Schloten voll Gier und schmolz.

In Raucher, schwarze.

 

In die Höhlen des Permafrost, als Mammutgebein.

Alte Pesten tragend im Pelz der geduldigen Winter.

Den Menschen zu bringen, die ihn verlieβen; da oben.

Und vergaβen. Dann sie kamen mit Huldigung und Säbeln.

Säbelten hochhaltend, darauf er herabfiel auf sie: Von

zotteligen Eishaaren.

 

Aber als wir ihn besuchten, im Abteil. Mit der Bedienung

Der Welten in seiner Hand. Wussten er und wir nicht, auf

welchem Planeten er ward und auf welchem Mond. Oder

wie er ward, ob er überhaupt ward, der Außerirdische.

Konstantin Schmidtbauer

blau himmel wolkenburgen blau

 

wind wehen blätterbiegen bäumen

 

wehen leben atmen dampf

 

blatt fallkerbe kurvumweht

türoffen hunger backofen lehm arg

gaumenlau tee tuchent vorhang

haardunkel haargummi locken

eingelockt verwenden dreiein rund

weich liegen bademantelleinen grau

türrahmen hellgold tuchlack höhlenbild

bodenholz rollen kleidung kalenderbub

blau hier dortblau

kopfhaar haupt magma

hutloch ohrwach hirte

mond und lack muttertag

kanalwelle nachtigall

libellfarben marill lerche

mirabellen abteilgrün abteinacht

bärenfell grünkrug marmorball

flut braunflucht regalklug

kaffeeheilig warten beachtung

niedergelegen liegend händlich

wort pfand blond magier

laternengang danke raum

joghurtlöffel innenkugel moment

ladenton bein temperatur

blume blüte null orange

libido freundlich krautplakat

wein klee nähfaden kamera

leit und rot klinge

artikellänge gummipflanze bleiblau

erfahrung traumband augen paar ruhe

hineinhören anfang vermögen oder geruch

kulturgegenwart ocker dünngrün bahnhofmoment

göttinnenentfremdung ding talquell munition

verwandeln tätig ich möglichkeit

an mir herab

fern brautkörper faune fahl flügge

donnerfjord bald ein in hinherde

urgebirge machtgebet brandung blindenwort

antworten parkbank

feuerlich hör apfelform gärtnerin

nebenbericht nebelbellen über blut

unmittelbar weiter körpergefühl

die welt war klang

weiter vogel entrückt

allwär welt xylophonfrage kellerland

ratgabe ofenbrot tomate fix

moment an flimmern

ringrichtig liedaura nummer

blechfutter abendklug füllelement

bergbrunnen anmachen weiler reflex

beiwohnen blaudank unbegriff kanappé

lieferbeton multi-fettreiniger tampon

noch nie warn dinge echt

unter honigmilch bekannt unvermögen

palmenkopf orchideenaugen furche

richten flügelpille bootkrieg

ohne filter lippen burg

blumenhaar morphium kübel funken

mango tigerkette napalmmorgen

truhe augenbrauen terror knaben

turmmauer diamant wimper

nagelkopf moral terrarium harz

neue linke retroromantik

ingwer lieblich branntweinwange

batterie ableben nachfrageverlangen

umkennen einjährig orientiererfolg

normal warum wenig blau

neubergkanten taktgang endogam

plagewicht mond tochter liebe

lachperle taler nah komm fell

wald pfad wald wald wald

wald pfad wild baum wald

wald pfad baum wild wald

wald wald pfad bald wald

wald wald wald pfad wald

wald wilm wald pfad wald

träumen kommunikation lichterkette

nichtdenken blättern pendel

frühgeboren falter ernährung mit

machen prophet nerven

blütenhaltung vitamin a

giebelfügung vorwand bau laut

bettdecke lampenhund flug markgefällt

in andren hüllen gingen wir

watte meer rücken weh geh heg

lock hang verreckt lava wachholder

flächendecke nach oben alkohol bude

hellhörig balkontüre offen plejadenpfau

optimal parfum geld freund gefieder

kopftuch periphär pinie reden

augentakt griechenland brandung

tod minne lichtberg nackenrolle

notfall gift rille verkehr haarnetz

weckvibrieren traumhaft lockdampf

bahnhof packerl dritter teil weltmythen

viel vor abbaudatum knarren

raum macht doch noch viel weiter

einfügen und vogel andere bewegung

kann büro lederbuchrückenbiegung girlanden

handhabbar relativ hoher betrag für

drei jahre bekannt in der

dann war er weg gelichter

region ruhe kaffeepulver vergabe

förderung kopf kling klang klug

aufwand verpflegung von der gemeinde

balken rechnen wohnung geht

dinge einfügen nicht in wien

ideal fahren tankdeckel denkbar

mietaufenthalt

da werden die leute honorare

gichthalber tulpe fremdenhang caldera

länderbach bärlauch teppich klee könig

kichern hautpbibliothek

beutel lavendelbrummen huch

bucht ändern wandelratte darbietung

opfer dachfreude knotengeflecht

fleck bote fieberhaft grund darin

verlorengang nehmvielfalt meer wahr

wind watt weile ebbe flut

gezeitenhub geäder papier wirkmacht

halt ballett pirouette drehung perücke

 

du trittst ein hier wir ich ins erscheinen

 

du trittst ein hier wir ich ins erscheinen

wir durchforsten eine wiese wasser fällt

kein traum keine aussicht vergessen nur farben

der seeweg ist weit schau östlich der sonne

 

wir durchforsten eine wiese wasser fällt

die nacht ist eingezogen formen lesen unsre hände

der seeweg ist weit schau östlich der sonne

durchzogen der wind hat kein auge du holst salz du holst salz

 

die nacht ist eingezogen formen lesen unsre hände

sterne rieseln aus löchern aus furchen

durchzogen der wind hat kein auge du holst salz du holst salz

schau etwas fliegt wir sind westwärts der sonne kein sturm leuchtet auf

 

sterne rieseln aus löchern aus furchen

kein traum keine aussicht vergessen nur farben

schau etwas fliegt wir sind westwärts der sonne kein sturm leuchtet auf

du trittst ein hier wir ich ins erscheinen

Lisa Starogardzki

Offenbach II

 

Die Straßen stehen Wache an den Wänden,

Die Nacht tropft zäh durch Fingerzwischenhaut,

Klebt unter Flaschen zwischen kalten Händen,

In denen sich die Stadt zusammenbraut.

 

Die Nacht tropft zäh durch Fingerzwischenhaut,

Von Neonröhren spröde und zerschossen,

In denen sich die Stadt zusammenbraut,

Wird dann durch Gullyrippen ausgegossen.

 

Von Neonröhren spröde und zerschossen:

Falschgold in braunem Glas auf Presspapier

Wird dann durch Gullyrippen ausgegossen.

Wir könnten überall sein. Wir sind hier.

 

Falschgold in braunem Glas auf Presspapier

Klebt unter Flaschen zwischen kalten Händen.

Wir könnten überall sein, wir sind hier.

Die Straßen stehen Wache an den Wänden

 

 

WELTENDE, CAFÉ

 

„und der Regen läuft ab wie ein Film / vor dem sie sitzen: Säufer und Sehnsüchtige / Seefahrer Luftschiffer Reisende“

– Barbara Köhler, Reykjavík, Café Paris

 

„an / der gesperrten Straße zum Mittel- / punkt der Erde am Ende der Welt“

– Barbara Köhler, Landnahme

 

I.

Lava friert zu Asphalt: Senkrechte Landebahn.

Scholle schmelzender Haut, grau auf camparirot.

Zentrum toter Planeten,

  Sturz der Flieger am Riss des Films.

 

II.

Hier, auf glühendem Stein, klirrt in den Gläsern Eis,

Schmilzt das Zelluloid, whiskeydurchätzt, im Mund

Fremder Flieger und Schiffer.

  Dunkle Stimmen, im Rauch zerstäubt.

 

III.

Schattenriss und ein Glas-Blick der mir zufällt, hier

Tief am Ende der Welt. Schmelzende Zeit, Rot

Schluckend, blickend ins Blau, ein

   Lächeln. Zitrus und Apfelkern.

Sophie Stroux

die stelen dunkel (Auszug)

 

renn vom blut zu blood zum blatt

dunkel an den bäumen, dunkel dazwischen

leaves blieben liegen, liefen davon

und die nasen, so nah schon

meine meute im geäst, die buchen so gewachsen

fährtenspürend, locken, finden, losung lesen

«give’em an oath, a blood oath next to this oak here»

weicht nicht, soll so ehrlich, aufrichtig

schwarze schnauzen schauen durchs gegenlicht

hörst du die meute nicht?

 

einst wald, jetzt entkommensspiel

die stelen dunkel, schattig, die blätter triefen

tropfen dunkel zu schatten ohne tiefe

die spur stumm, das wild noch still

nur ein lockvogel in der nähe

oak

oak

licht somehow

irgendwo licht und das simmern

ps        ss

ssst

„wenn ich zum Wort stehe steht es mir zu”

Barbara Köhler

 

ich habe das sagen hier wende worte

gegen richtung halte sie ins gegenlicht

sie geben nichts beim wort genommen

wachsen mir hände halten die vers-

brecher im wendekreis und still

die rede die stille ein raum gelassen

 

sprache post-wendend gefunden

in diesen räumen atmet es sich

so schlecht geht es doch nicht

als fremde in der fremde in der

stille in diesen räumen hier

 

atme ich habe das sagen

nicht die wendungen in

ungehörten räumen und ich

bin fremd in dieser sprache

hier greifen hände nach stille

die rede die stille ein raum

die stille mit händen nicht zu

 

fallen gelassen ich fasse wände

verwandle worte zu körper in

dieser sprache fallen räume

und heute stehe ich mit diesen

händen und stehe zum wort fremd

Lilith Tiefenbacher

Anleihen, Wälder

 

Wir liefen in Scharen durch die Wälder, die Hänge hinauf. Zweige schliefen sich aus, natürlich weckten wir alle auf. In erster Linie achteten wir darauf, in welcher Hinsicht die Lichtungen unter den Schuhen brachen, wie schief unsere Zungen auf diesen Waldboden trafen. Ob auch die Tiere hier schliefen und wie das Geräusch ihrer Körper. Alles war irgendwie qualitativ, während wir nebeneinander zusammenbrachen. Die Köpfe bewegten sich schneller als alles andere, nur Wurzeln, wuchtig, rasteten nicht aus. Unter den Augen Schorf, alles atmete etwas mit etwas anderem aus. Und wie wir liefen, Wälder liehen, waren Bäume, nicht der Rede wert. War es denn sonderbar, dass sie nach Licht und Schatten traten, bald knisternd in sich selbst versanken. Wir wieder Axt, in Scharen durch die Wälder, hievten Stämme auf. Ich hielt mich an irgendwas, das ich kannte, das diese Wege kannte, ihre Präpositionen, Aus, Um oder Un und warum man an manchen Mündungen nur auf sich selbst zutraf. Ich lief und schlief und dachte noch, dass, als ich beinahe auf dem Gipfel war, versandete der Hang.

Gerade mal Zentimeter unter den Zehen steht Moos

 

Hier: Nimm dir den Teil, zu dem du die größtmögliche Distanz geschaffen hast. Unter den Achseln brach dich ein Dickicht entzwei, trotz warmem Licht treibt dein Gesicht noch über Zweige. Der Himmel belegt unsere Zungen, ist uns nicht wohlgesonnen und trägt doch nicht nach. Eine Elle lang waren wir fort. Machten Liebe in Kreisen, gefügig dem Abstand, der einzuhalten war. Sahen nach, ob die Finger noch da, wenn alles wie Stillleben. Zwitscherten ab. Nun also sagen wir, dass wir reichen, weichen den Ameisen nicht mehr aus, unsere
Körper sind nicht mehr aus Staub, sind unter der Rinde zerfressen, leise, leise.

[Auszug aus einem Zyklus]

 

 

tagtäglich wünsch dir

 

sowas wie winter. das noch nicht schmecken.
frust unter frost bemerken und häuser
aus kristallen bauen zu so etwas wie
frühling. sich viel zu früh aufgehen
und trotzdem auf zwielauten kauen
leichtsinnig summenden trauen wie
sommer sich bienen die nase voraus
nasse blumen an land ziehen in etwa
wie der herbst sich knisternd angehen
und knietief noch einmal die pirouetten
drehen sowas sehen tagtäglich.

Alicia Voigt

verklausuliert

 

verklausulier

die Sinne die ich habe

die Sinne die ich glaube

zum Takt / tick tack / der Digitaluhr

 

gieße Bilder in Wortketten

kippe Verse solange wie sie noch feucht

wabernd in Formen, Zeilen schwappen

Zeit kappen

 

trinke was sie sind weil

schlucke was ich weine

lecke von den Lippen

was darauf fällt

 

sie schmecken

sie schmecken meine Sinne

trocknen mich nach

weinbegossenen Nächten aus

 

liege wie

kein Teppich in Persien

auf meinem Zimmerboden

und denke

 

bleiben Fremde

bleibe ich

alles bleibt wie es ist

also

 

/ trockne /

was fluid in mir ist

trocknet mit dem Schwarz

der Tinte

 

SOMMERHIEBE, MUSTERLIEBE

 

Eisenscharen brechen

Sonnenstrahlen zu Kästen –

Striemen in Haut gebrannt

Hiebe von Sommertagen

 

lagen stumm

wagten schläfrig

gestanden surrend, seufzend

leise dass wir einander liebten,

lebten, aufzuheben sehnten

 

saugten Blut zu Kreisen

neben taggemachte Wunden;

malten Muster die wir zu halten,

entfalten gierten; lallten leise als

wüssten wir den* anderen fremd

 

Eisenscharen brechen

Sonnenstrahlen zu Kästen –

Striemen in Haut gebrannt

Hiebe von

Lea Wahode

fracciones in den straßenknöcheln.

im stoßatmen der metro||:tunnel:|| zieht rauch.

 

ankunft der wut : windspiel im dunkeln

in der nacht herzklopfen

fühlt sich an wie traum

in den ohren

träum klopfen wie im traum

in die ohren in die straßenknöchel träum

ein windspiel zwischen die fassaden

 

verschwimmt im topf||:schlagen:||

lagen wir auf der straße

liegen wir der nacht in den ohren

in den knöcheln klopfen windkammern

wie herzen wie töpfe wie

helikopter

 

||:klopfklopf klopf               klopfklopf klopf:||

 

im schatten der jalousie (sich eine insel zu bauen)

schmerzen hände wie kaltes wasser auf orangen.

wachen wir auf, die abdrücke unserer nägel ins kissen, den schlaf geprägt.

 

auf die matratze stützen, die angst aus dem bettbezug drücken.

unsere hände sternförmig auf bildern hinter stirnhöhle

augenhöhle

hohl

hör Schüsse:

frühmorgens hängen sie im trommelfell wie tränengas.

 

||:klopfklopf klopf        klopfklopf klopf :||

sommerwartung

 

noch mittagsschlaf sandig zwischen den brauen

hinterm stoßfenster passiert ein nachmittag

jemensch baut ein zelt zieht der sonnenlinie nach

ein körper wird kreis rundet sich ein

 

vorm stoßfenster passiert ein nachmittag

teewärme noch auf handinnenfläche

ein körper wird kreisrund und sich eins

hinterm zaun wummert ein tropfen

 

teewärme noch in hand innen fläche

wird sich mundraum der weite des tages bewusst

hinterm zaun wummern eintropfen

zwei regenbogenrosa runden rufen nach eis

 

wird sich mund raum weite des tages bewusst

jemensch baut ein zelt zieht sonnenlinien

zwei regenbögen umrunden rosa rufen nach eis

noch mittagsschlaf sandig zwischen den brauen

Charlotte Weber-Spanknebel

amsels lied

 

die amsel sagt verbleiben

die fenster fern

da geht gesprochne rede

da lässt das kleid sich tragen

 

die fenster fern

fahren zwei bahnen simultan

da lässt das kleid sich tragen

im sommer weht das kind

 

fahren zwei bahnen simultan

blickt keiner auf nur ich

im sommer weht das kind

zu seiner zeit

 

blickt keiner auf nur ich

da geht gesprochne rede

zu seiner zeit

die amsel sagt verbleiben

kapiteliert

 

Das Buch ist so fett und der Copyshop-Besitzer sagt das passt da so aber nicht drunter lassen se die Klappe einfach oben ich hab also versucht nicht zu erblinden aber es war nahezu unmöglich bei vierundsiebzig Seiten und der Lichtblitz bewegt sich ja auch und schiebt sich vor und zurück und ich also davor und Augen auf und zu und ich am Ende auf der zweiundfünfzig im vierten Kapitel hab ich kapituliert und die Hand gehisst und dem Besitzer im Gang zugerufen es ist jetzt so ich geh ist mir egal und die Tür auf und das ist also das Ende von der Geschichte aber nicht vom Buch das geht noch ewig weiter aber mit mir nicht und bezahlt hab ich mit meinem Augenlicht.