Dmitri Strozew

© Roman Jekimow

Dmitri Strozew (russisch Дмитрий Строцев), geboren 1963 in Minsk, ist eine der wichtigsten Stimmen der russischsprachigen Lyrik in Belarus. Anfang der 1980er Jahre debütierte er mit seinen neofuturistischen Gedichten, die unter anderem an die absurd-grotesken Texte der Oberiuten Daniil Charms und Alexander Wwedenski anknüpften. In den Jahren der Perestrojka wirkte Strozew in der Künstlergruppe Belorusskij klimat („Belarussisches Klima“) mit, die durch ihre genreübergreifende Aktionskunst, Performances, Environments und Installationen bekannt wurde. Seit den 1980er Jahren stellte Strozew die Prinzipien seiner Poetik einige Male um, zuletzt und besonders radikal nach 2012, als er seine dichterische Virtuosität zugunsten einer dokumentarischen Beobachtung dämmte und sich vorrangig sozialen und politischen Themen zuwandte. Die aktuellen Gedichte von Strozew bezeichnet sein Kollege Andrej Chadanowitsch, der beim diesjährigen VERSschmuggel ebenso vertreten ist, als „eine der adäquatesten Reaktionen auf die politischen Ereignisse, die Belarus im Sommer und Herbst 2020 erschütterten“. Strozew transportiere die ganze Bandbreite an Emotionen: „von der erhabenen und zugleich naiven Euphorie beim Anblick der Selbstermächtigung der wehrlosen, friedlichen Demonstrierenden bis hin zum bitteren Sarkasmus, in den der ohnmächtige Zorn über Grausamkeit und Zynismus des unmenschlichen Regimes umschlägt“. Strozew ist Autor von 16 Lyrikbänden, Leiter des Verlagsprojekts Novye Mechi, Herausgeber des Almanachs und der Lyrikreihe Minskaja škola („Minsker Schule“). Er ist Mitglied des belarussischen Schriftstellerverbandes und PEN-Zentrums.

Veröffentlichungen (Auswahl):
staub tanzend. hochroth Berlin, 2020.
Šag („Der Schritt“). Novye Mechi, 2015.
Gazeta („Die Zeitung“). Novoe literaturnoe obozrenie, 2012.
Butylki sveta („Lichtflaschen“). Centr sovremennoj literatury, 2009.
Ostrov Ce („Insel C“). Novye Mechi, 2002.
Vinograd („Weintrauben“). Vinograd, 1997.
38. Kovčeg,1990.

Auszeichnungen:
2020: Norwegian Authors’ Union’s Freedom of Speech Award
2008: Russkaja Premija („Russischer Preis“) zur Förderung russischsprachiger Schriftsteller aus dem Ausland

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