Weltklang • 11.6.2021, 20:00
Mit den DichterInnen Ichiko Aoba (JPN) | Ben Lerner (USA) | Hannah Lowe (GBR) | Valzhyna Mort (BLR/USA) | Chus Pato (Galicien/ESP) | Marieke Lucas Rijneveld (NLD) | Marko Tomaš (BIH) | Peter Waterhouse (AUT) | Judith Zander (DEU) | Moderation: Christian Metz, Literaturkritiker (DEU)
Ichiko Aoba (geboren 1990 in Japan) ist eine japanische Singer-Songwriterin, Installationskünstlerin und Produzentin von Theatermusik. Sie schreibt eine Art „Fantasy Folk“: sphärisch, spartanisch, intim. Inspiration zu ihren bildreichen, komplexen Lyrics findet sie nicht selten in den Out-of-Body-Erfahrungen ihrer Träume. Ihr neuestes Album, „Windswept Adan“, ist, sagt sie selbst, „ein Soundtrack für einen fiktiven Film“.
Ben Lerner (geboren 1979 in Topeka, USA) wurde als Lyriker mit drei Bänden, die in den Nuller Jahren in kurzer Folge erschienen, weltberühmt. Seine Gedichte sind instabile Gebilde, die in Bereiche der Flugtechnik und des Subatormaren vordringen. In den typischen Lerner-Sound werden endlos Fachsprachen und Soziolekte eingespeist, bis auf dem Papier Texte entstehen, die so kunstvoll und überraschend sind wie Hochspannungsentladungen auf isolierendem Material. „Das ist aus Poesie erzeugte Poesie, kühn niedergeschrieben von einem entfesselten Geist“ (C.D. Wright).
Hannah Lowe (geboren 1975 in Ilford, UK) hat zwei Gedichtbände veröffentlicht, „Chick“ und „Chan“. Ein dritter, „The Kids“, erscheint im Herbst dieses Jahres. Lowe taucht in ihren Texten ein in eine Welt der Londoner Jazzclubs und Spielhöllen. Sie schreibt über den legendären Magier Chan Canasta, den Altsaxophonisten Joe Harriott und ihren chinesisch-jamaikanischen Vater, der in den 40er Jahren von Kingston nach Liverpool kam und seine Familie mit professionellem Glücksspiel ernährte.
Valzhyna Mort (geboren 1981 in Minsk, Belarus) schreibt auf Belarussisch und Englisch und lebt in den USA. Sie liest aus ihrem soeben auf deutsch erschienenen Band „Musik für die Toten und Auferstandenen“, der im Original auf der Shortlist für den renommierten Griffin Prize 2021 steht. Der große polnische Dichter Adam Zagajewski schrieb über Morts Werk: „Diese Gedichte sind nicht nur bewegend, sie verrichten die elementarste Arbeit der menschlichen Sprache. Sie erheben das Elende, das Barbarische, das Gefühllose auf die Ebene eines universellen Idioms von Weisheit und Anmut.“
Chus Pato (geboren 1955 in Ourense, Galicien) ist eine der repräsentativsten Stimmen der zeitgenössischen galicischen Dichtung. Ihre Werke gehen über jeden traditionellen Begriff von Poesie hinaus. Sie verwendet unterschiedlichste Textsorten, um eine Vielzahl von Stimmen in ihr Schreiben zu integrieren. Pato gestaltet mit jedem Buch neu, was wir über die Möglichkeiten von poetischen Texten denken, über Worte, Körper, den politischen und literarischen Raum, und über die Konstruktion von uns selbst als Individuum, Gemeinschaft, Nation, Welt.
Marieke Lucas Rijneveld (geboren 1991 in Nieuwendijk, Niederlande) wurde vor dem Welterfolg mit dem Roman „Was man sät“ (Suhrkamp Verlag 2019) mit zwei Gedichtbänden bekannt. Rijneveld liest eine Auswahl aus diesen Bänden. Es sind Texte über das Erwachsenwerden und die Allgegenwart des Todes, über das Rätsel der mehrgeschlechtlichen Schnecke, über das Schiefstehen in der Welt und die dringende Empfehlung, niemals die hauchdünnen Flügel eines Totenkopfschwärmers anzupusten.
Marko Tomaš (geboren 1978 in Ljubljana, Slowenien) zählt zu den bekanntesten Dichtern der westlichen Balkanregion. Seine hochpolitische Lyrik, die ihre Sensibilität oft hinter einem flapsigen Gestus versteckt, wurde schon mit den Gedichten des jungen Leonard Cohen verglichen. 2020 war sein Roman „Nemoj me buditi“ (dt. Weck mich nicht auf) eines der meistverkauften Bücher in Kroatien. Auf Deutsch ist sein Werk noch zu entdecken.
Peter Waterhouse (geboren 1956 in Berlin) unternimmt in seinem Schreiben nichts weniger als den Versuch einer romantischen Repoetisierung der Welt. Für Weltklang liest er zwei längere Gedichte. „Memorial“ erzählt den Roman „David Copperfield“ vom Rand her neu, indem eine Nebenfigur, der Hausgast von Davids Tante, ins Zentrum gesetzt wird. „Geht nicht mit dem Wassermann“ spielt kunstvoll mit Motiven aus Goethes Wald- und Wasserdrama „Die Fischerin“.
Judith Zanders (geboren 1980 in Anklam) Sprache ist anspielungsreich und durchsetzt mit Partikeln aus Popmusik und Mecklenburger Platt. In ihrem Lyrikdebüt „oder tau“ entwirft sie eine dörfliche Sprach-Welt, von der Blutsuppe über die Kuckusspucke bis hin zu den „bierbüchsenausläufern“ am Ortsrand. Ihr zweiter Band „manual numerale“ entführte die LeserInnen „längs der ausgeschlichenen wege“ in eine urbane Welt der ausgelassenen Märznachtchosen. Für Weltklang liest Zander bisher unveröffentlichte Gedichte.
Lesung auf Deutsch, Kroatisch, Niederländisch, Galicisch, Belarussisch, Englisch und Japanisch mit deutschen Untertiteln.
Auf der Festivalwebsite sind zusätzlich schriftliche Poesiegespräch online mit: Ichiko Aoba, Ben Lerner, Hannah Lowe, Valzhyna Mort, Chus Pato, Marieke Lucas Rijneveld and Marko Tomaš.
Weltklang – Nacht der Poesie wird freundlich unterstützt durch das Auswärtige Amt, die Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf, die Botschaft des Königreichs der Niederlande, den Nederlands Letterenfonds / Dutch Foundation for Literature, die Botschaft der USA und das Österreichische Kulturforum.